Die katholische Kirche ist in Veränderung – und das auf allen Ebenen. Das wurde bei einem digitalen Pressegespräch des Bistums Speyer am 17. Januar deutlich. Zunächst ging Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann auf die Aufarbeitung des Missbrauchs ein. Die persönlichen Gespräche mit Betroffenen hat er unmittelbar nach Beendigung seiner krankheitsbedingten Auszeit im Jahr 2021 fortgesetzt.

Wiesemann würdigte die Arbeit des Betroffenenbeirats und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission, die 2021 ihre Arbeit aufgenommen haben. Zugleich stellte er ein E-Learning-Programm zur Missbrauchsprävention vor, das sich hauptsächlich an Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten richtet. Das E-Learning-Programm wurde vom Bistum Speyer initiiert. Inzwischen haben sich die Diözesen Osnabrück, Mainz, Limburg, Magdeburg, Freiburg und Rottenburg-Stuttgart diesem Modell angeschlossen. Seit Jahresbeginn hat das Bistum einen eigenen Interventionsbeauftragten. Der Psychologe Olaf von Knobelsdorff steht als Ansprechpartner zur Intervention bei akuten Verdachtsfällen auf sexuellen Missbrauch zur Verfügung. Desweiteren prüft das Bistum, ob die Auszahlung von Leistungen an Betroffene in besonders prekären Lebensumständen auf Wunsch der Betroffenen in Form einer monatlichen Rente geleistet werden kann.
Über die Ursachen werde auch gesprochen im Rahmen des synodalen Wegs gesprochen. Bei Systemfragen wie die Rolle der Frauen in der Kirche, Zölibat oder Sexualmoral sah Wiesemann unterschiedliche Positionen in der Weltkirche. Er sehe aber Spielräume für die Deutschen Bischöfe. Einen Sonderweg werde es nicht geben, war er sich sicher.

Weltsynode und synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland
Bischof Wiesemann informierte über die nächsten Schritte beim synodalen Prozess auf Ebene der Weltkirche. Das Bistum Speyer hat dazu einen Online-Fragebogen entworfen und lädt die Gläubigen noch bis Ende Januar dazu ein, eigene Erfahrungen, Ideen und Impulse beizutragen. Im Anschluss an die Online-Befragung wird sich die Diözesanversammlung mit den Ergebnissen befassen. Alle Beiträge münden in den synodalen Prozess ein, der mit der Bischofsversammlung in Rom im Oktober 2023 seinen Höhepunkt finden soll. Beim synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland hat sich gezeigt, dass die Beratung der Beschlusstexte mehr Zeit braucht. Daher wird es neben der dritten (3. bis 5. Februar 2022) und der vierten Synodalversammlung (8. bis 10. September 2022) eine zusätzliche fünfte Synodalversammlung geben, die vom 9. bis 11. März 2023 stattfindet.

Vision des Bistums soll in konkrete Handlungsstrategie umgesetzt werden
"Wir müssen reden, reden, reden!" Die Veränderungen im Bistum Speyer nahm beim Pressegespräch Generalvikar Andreas Sturm in den Blick. "Als Christinnen und Christen wollen wir Segensort in der Welt sein“, fasste Sturm die Vision zusammen, die das künftige Handeln des Bistums leiten soll. Bischof Wiesemann hatte sie Ende November an das Bistum Speyer offiziell übergeben. "Weil Gott uns seinen Segen schenkt, wollen wir zum Segen für andere werden“, so Sturm. Mehr als 4300 Personen hatten seit dem Jahr 2019 in den Visionsprozess des Bistums ihre Erfahrungen und Ideen eingebracht. Ausgehend von der Vision entwickelt das Bistum aktuell eine konkrete Handlungsstrategie. Ihr Ziel besteht darin, in einem nachhaltig ausgeglichenen Haushalt die pastoralen Schwerpunkte des Bistums neu zu bestimmen und umzusetzen. "Wir streben einen nachhaltigen Bistumshaushalt an, in dem die Einnahmen und die Ausgaben in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen“, unterstrich Generalvikar Sturm. Um dieses Ziel zu erreichen, muss das Bistum seine Angebote dem Rückgang der Mitgliederzahlen und der Kirchensteuereinnahmen anpassen und seine jährlichen Ausgaben bis zum Jahr 2030 inflationsbereinigt um 30 Millionen Euro reduzieren.

Bistum rechnet mit Jahresfehlbetrag in Höhe von 12,4 Millionen Euro für das Jahr 2022
Über den Haushalt für das Jahr 2022 informierte Diözesanökonom Peter Schappert. Das Bistum rechnet mit Gesamterträgen in Höhe von 156,8 Millionen Euro. Der Anteil der Kirchensteuer-Erträge wird dabei mit 129,6 Millionen Euro veranschlagt. Dem stehen Aufwendungen in Höhe von geplant 169,8 Millionen Euro gegenüber. Das Bistum rechnet für das Jahr 2022 mit einem Jahresfehlbetrag in Höhe von 12,4 Millionen Euro. Zur Finanzierung sollen 10,9 Millionen Euro aus den Rücklagen entnommen werden. "Daran erkennt man die Notwendigkeit, die Aufwendungen zu reduzieren. Die erforderlichen Entscheidungen stehen bis zum Beginn der Haushaltsplanung für das Jahr 2023 an“, erläuterte Diözesanökonom Peter Schappert.
Der größte Anteil der Aufwendungen fließt in die Pfarreien vor Ort. Insgesamt beträgt der Anteil rund 56 Prozent, ein Viertel davon ist für die Kindertagesstätten in Trägerschaft der Pfarreien bestimmt. Rund 9 Prozent der Aufwendungen fließen in die Caritasarbeit. Die Angebote der übergemeindlichen Seelsorge und das Arbeitsfeld "Schulen und Hochschulen“ erhalten jeweils rund 7 Prozent der Gesamtaufwendungen des Bistums.
Im Bistumshaushalt 2022 stehen für Instandhaltungsmaßnahmen von Kirchen und kirchlichen Immobilien in den Pfarreien rund 9,5 Millionen Euro bereit. Instandhaltungsmaßnahmen an den katholischen Schulen sind mit 1 Million Euro eingeplant. Für Brandschutzmaßnahmen und Instandsetzung an bistumseigenen Gebäuden rechnet das Bistum mit Kosten in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro.
Weitere Informationen zur Aufarbeitung des Missbrauchs im Bistum Speyer:
https://www.bistum-speyer.de/rat-und-hilfe/hilfe-und-praevention-von-missbrauch/?print=960
Weitere Informationen zur Weltsynode:
https://segensorte.bistum-speyer.de/weltsynode/
Weitere Informationen zum Synodalen Weg:
https://segensorte.bistum-speyer.de/synodaler-weg/
Weitere Informationen zur Vision und zum Strategieprozess des Bistums:
https://segensorte.bistum-speyer.de/
Weitere Informationen zum Haushalt für das Jahr 2022:
https://www.bistum-speyer.de/bistum/finanzen/haushalte-dioezese/?print=656