"Gott ist der Freund unserer Zukunft" – unter diesen Titel stellt der Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann sein diesjähriges Fastenhirtenwort, das am Wochenende 17. und 18. Februar in allen katholischen Gottesdiensten zwischen Rhein und Saar verlesen wird. 

Gott sei der Freund, der Garant des Lebens und der Zukunft. "Die letzte Macht kommt allein Gott zu", das sei die grundlegende Aussage der biblischen Erzählung von der Sintflut und der rettenden Arche Noah (Buch Genesis). "Keine Gewalt dieser Welt hat die letzte Macht über Leben und Zerstörung, über Dasein und Vernichtung", so schreibt Bischof Wiesemann.
Jedoch werde diese Hoffnung der Bibel in unserer Zeit von dem Wissen hinterfragt, dass die Menschheit über Mittel zur völligen Zerstörung ihres Lebensraumes verfügt. "Zum ersten Mal in der Geschichte stehen uns realistische Szenarien umfassender Zerstörung des Lebens auf unserem Planeten durch den Menschen selber vor Augen." So trete der Mensch an die Stelle Gottes und verliere zugleich den tiefsten Halt.

Ein epochaler Wandel
Bischof Wiesemann beschreibt einen epochalen Wandel aller Lebensbereiche. Bereits in den beiden Weltkriegen des vergangenen Jahrhunderts habe sich dieser angekündigt. "Damals entstanden als Gegenreaktion in der Nachkriegszeit, stark geprägt durch dezidiert christliche Persönlichkeiten, das große Versöhnungsprojekt Europa und auch die großen Institutionen für den Aufbau von Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden in der Völkergemeinschaft der Erde." Doch scheine diese Vision an Einfluss und Wirkkraft zu verlieren, wie "die weltweite Zunahme nationalistischer und rechtsextremer Tendenzen" belegten. Viele Menschen, auch wenn sie selber keinen extremen Auffassungen zuneigen, hätten Angst vor dem Verlust ihrer einigermaßen überschaubaren und gesicherten Lebenswelt. "Das kann man gut verstehen. Aber ist in dieser Situation Angst ein guter Ratgeber, Sich-Abschotten die Lösung?".
In diesem Zusammenhang lobt Wiesemann abermals die derzeitigen Demonstrationen für Demokratie und Freiheit als wichtiges Zeichen gegen alle, "die mit der Angst der Menschen ihr unverschämtes Machtspiel betreiben". Der Bischof wertet die Demonstrationen als ermutigend, weil sie der Angst die "Vision des gelingenden Zusammenlebens aller Menschen in Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit, in unantastbarer Menschenwürde, die für jeden gilt" entgegenstellten. Denn: "Ja, es gibt etwas, das niemand zerstören kann, weil Gott es garantiert: die Würde, die er seinem Geschöpf eingehaucht hat." Der Speyerer Bischof lädt dazu ein, gerade jetzt "ein Zeichen christlicher Präsenz und Hoffnungskraft setzen, ein österliches Zeichen gegen alle Resignation".

Gottes Zusage ermutigt
Die Kraft dazu macht Wiesemann letztlich an der Heilszusage Gottes fest, der "Freund unserer Zukunft" sei: "Mit ihm können wir die universale Vision des Heils für alle Menschen, für alles Leben, für alle kommenden Generationen wagen." Denn "nach mir die Sintflut" sei kein gutes Lebensmotto. In diesem Zusammenhang legt Karl-Heinz Wiesemann den Menschen im Bistum Speyer die bundesweite Misereor-Fastenaktion ans Herz, die am 18. Februar in Ludwigshafen eröffnet wird: "Sie will uns aus der Gleichgültigkeit aufrütteln und zur Solidarität mit den Armen dieser Welt aufrufen."
Das Hirtenwort ist im Wortlaut ab 18. Februar auf www.bistum-speyer.de und im nächsten "Pilger" auf den Seiten 8 und 9 zu finden. Es ist auf www.bistum-speyer.de und im Kanal des Bistums Speyer auf www.youtube.com auch als Videoaufnahme zu sehen.

Text: Hubert Mathes / Der Pilger
Foto: Bistum Speyer