Am 1. August beginnt für viele junge Leute ihre Ausbildung. Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz sind bis Ende Juli 3.556 neue Ausbildungsverträge eingetragen worden – das sind zwar 15,5 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum, aber sogar etwas mehr wie am 1. Juli 2019.

Der Rückgang ist hauptsächlich auf die Corona-Krise zurückzuführen. Aber die IHK Pfalz rechnet noch mit einem deutlichen Zuwachs in den nächsten Wochen und Monaten.
Ayten Yasar, Teamleiterin Ausbildungsberatung bei der IHK Pfalz, nennt mehrere Gründe: "Viele Jugendliche sind verunsichert, ob sie in diesen Zeiten überhaupt einen Ausbildungsplatz finden, und bleiben daher an der Schule oder beginnen ein Studium." Im Lockdown seien viele Ausbildungsmessen und Matching-Angebote ausgefallen. "Daher sind noch viele Lehrstellen unbesetzt. Allein für die Pfalz werden in unserer Lehrstellenbörse noch 189 Ausbildungsplätze angeboten", erläutert Yasar.
"Eine Ausbildung kann auch noch im Oktober, November oder sogar Dezember beginnen", betont Yasar. Die ausgefallenen Ausbildungsmessen finden jetzt teilweise virtuell oder im Freien statt: Zum Beispiel am 12. August von 10 bis 20 Uhr im Hack-Museumsgarten in Ludwigshafen. Ausbildungsplatzsuchende und ihre Eltern können ohne Termin teilnehmen und sich beraten lassen. Es gibt also viele Chancen auf einen Ausbildungsplatz noch in diesem Jahr. "Wir merken das auch daran, dass unsere Ausbildungsberater alle Hände voll zu tun haben", beschreibt Yasar die aktuelle Situation.
Ein weiterer Effekt: Manche Unternehmen haben ihre Ausbildungsverträge zurückgehalten, bis die Förderrichtlinien der bundesweiten Ausbildungsprämie klar waren. Hier gab es Bedenken, dass die Förderung nicht gewährt wird, wenn der Vertrag vorher abgeschlossen wurde. Yasar kann die Unternehmen jedoch beruhigen: "Seit kurzem ist klar, dass der Zeitpunkt des Vertragsabschluss irrelevant ist. Wichtig ist nur, dass die Ausbildung frühestens zum 1. August 2020 beginnt."
In der Corona-Krise haben manche Unternehmen aus den besonders betroffenen Branchen wie Gastronomie, Handel, Tourismus oder Veranstaltungsbranche keine Ausbildungsstellen ausgeschrieben, da oft kaum planbar ist, wie es weitergeht. Daher verzeichnet die IHK Pfalz momentan auch noch rückläufige Zahlen in den Berufen Tourismus- bzw. Veranstaltungskaufleute. Die meisten Betriebe setzen jedoch weiterhin auf die Ausbildung, um die auf Dauer dringend benötigten Fachkräfte zu gewinnen.
Außerdem erwartet Yasar, dass die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverträge noch deutlich steigt. Im vergangenen Jahr ist ein Viertel der neuen Ausbildungsverträge erst nach dem 1. August eingetragen worden. "In diesem Jahr lief bis zum 1. März alles normal. Momentan liegen die Betriebe etwa einen Monat mit der Eintragung ihrer neuen Ausbildungsverträge zurück; hier wird sich also noch einiges relativieren und normalisieren. Wir arbeiten alle gemeinsam, auch mit den Arbeitsagenturen, dafür, dass möglichst viele junge Leute in den nächsten Monaten in ihre Ausbildung starten können. Und abgerechnet wird zum Schluss."
Grundsätzlich sind weiterhin die kaufmännischen Ausbildungsberufe – Industriekaufleute, Kaufleute für Bürokaufleute oder der neue Beruf Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement – sehr beliebt bei den Jugendlichen. Verwundert zeigt sich Yasar darüber, dass die Vertragszahlen im Beruf Kaufmann/-frau im E-Commerce nicht steigen: "Der Online-Handel boomt, und die Unternehmen benötigen dafür eigentlich Spezialisten."
Die IHK Pfalz unterstützt sowohl Betriebe bei der Azubisuche als auch Jugendliche bei der Ausbildungsplatzsuche.
• www.ihk-lehrstellenbörse.de
• Aktion "Last Call": www.ausbildung.darmstadt.ihk.de
• www.ausbildung-pfalz.jetzt
• Bundesweite Ausbildungsprämie: www.pfalz.ihk24.de, Nummer 4831076