Bereits seit Ende der 60er-Jahre betreiben die Stadtwerke Speyer (SWS) ein Fernwärmenetz in der Domstadt. Interessant wurde die Anbindung nun für die Neubeck Autohäuser. Auch für Großabnehmer ist die Fernwärme der zentrale Hebel, um zukünftig Gebäude den gesetzlichen Vorgaben entsprechend klimafreundlich zu beheizen.

In Speyer haben es sich Stadt und Stadtwerke zum Ziel gesetzt, die Klimaneutralität bereits bis 2040 zu schaffen. Auf Bundesebene ist 2045 vorgesehen.
Drei Gebäudekomplexe sollen fortan mit Fernwärme, die seit Oktober 2010 über eine 21 Kilometer lange Fernleitung vom Großkraftwerk Mannheim nach Speyer fließt, versorgt werden. Anfang Dezember wurde die Übergabestation offiziell in Betrieb genommen. Vor etwa einem Jahr kontaktierte Thomas Neubeck, Geschäftsführer der Autohäuser Audi/VW und Mercedes, die Stadtwerke mit dem Anliegen, seine Immobilien auf Fernwärme umstellen zu wollen. Das Großprojekt konnte in weniger als einem Jahr umgesetzt werden. "Das Thema Nachhaltigkeit spielt für unser Unternehmen eine große Rolle", betonte Thomas Neubeck und äußerte sich zuversichtlich, mit der Fernwärme auf eine zuverlässige, umweltschonende Wärmeversorgung zu setzen, die dauerhaft zur Verfügung steht und preiswert ist. Versorgt werden die Gebäude über einen Hausanschluss von der Wormser Landstraße im Keller des Anwesens 196, in dem sich verschiedene Gewerbeeinheiten befinden.
Unmittelbar hinter dem Hausanschluss wurde eine Übergabestation installiert. Deren Anschlussleistung von 1060 Kilowatt (kW) gliedert sich auf in die Wormser Landstraße 196 (400 kW), das Mercedes-Benz-Haus in der Wormser Landstraße 194 (290 kW) und das Audi/VW-Haus in der Landwehrstraße 34 (370 kW). "Die Umsetzung hat schnell geklappt und die Stadtwerke haben mit den Firmen Schlör & Faß, Helmut Schön und Elektrotechnik Merz sehr gut zusammengearbeitet", betonte Thomas Neubeck. Der lokale Zusammenhalt ist dem Geschäftsmann wichtig. "Wir können viel bewegen, wenn wir die Kräfte vor Ort bündeln und für alle gewinnbringend einsetzen", stellte er heraus. Die anfallenden Arbeiten zwischen der Übergabestation zu den bestehenden Verteilern wurden von der Firma Schlör & Faß übernommen. "Wir sind mit der Firma Neubeck seit Jahrzehnten verbunden, ebenso mit den Stadtwerken, die nicht nur Netzbetreiber sind, sondern auch die Wärme- und Energieversorgung der Zukunft im Blick haben", unterstrich Firmenchef Norbert Schlör. Des Weiteren verwies er darauf, dass sowohl Privathaushalte als auch Großabnehmer wie die Neubeck Autohäuser an die Fernwärme angeschlossen werden sollen, um die vorgegebenen Klimaziele von Bund, Land und Kommune zu erreichen.
Nach der Umstellung der drei Neubeck-Immobilien auf Fernwärme gehen die Protagonisten von einem Jahresverbrauch von etwa 1.200.000 Kilowattstunden (kWh) aus, was dem Verbrauch von 95 Einfamilienhäusern entspricht. SWS-Geschäftsführer Wolfgang Bühring nannte eine CO2-Einsparung von zirka 100 Tonnen, die durch die Umstellung von bisher für die Gebäude genutztem Erdgas auf Fernwärme erreicht wird. Mit Fernwärme versorgt werden derzeit bereits die Objekte in der Wormser Landstraße 196 und Landwehrstraße 34. Das Mercedes-Autohaus soll Mitte 2025 angedockt werden.
"Wir sehen unsere Aufgabe darin, Energiesysteme zu liefern, die zukunftsfähig sind", machte Wolfgang Bühring deutlich. Unternehmen sollten am Standort Speyer gehalten und dort nachhaltig sowie preiswert mit Energie versorgt werden. Zukunftsgerichtet erinnerte der Geschäftsführer an die Klimaziele in Speyer: Bis 2040 soll die Wärmeversorgung in der Stadt klimaneutral erfolgen. "Das", so der SWS-Chef, "ist unsere größte Herausforderung." In dem Zusammenhang nannte Wolfgang Bühring das neueste Energieprojekt, bei dem die Geothermie in den Mittelpunkt gerückt wird. "Die Erschließung des geothermischen Potenzials im Oberrheingraben gehen wir mit großem Engagement an", versicherte er.
Mit der Fernleitung vom GKM begann in Speyer der Ausbau der Fernwärme in verschiedenen Gebieten und entwickelte sich zur Erfolgsgeschichte. Betrug die Anschlussleistung von Gebäuden im Jahr 2010 etwa 26 Megawatt (MW), wurde sie bis heute um zirka 37 MW auf 63 MW gesteigert. Momentan bringen die SWS den Fernwärmeausbau in der Burgstraße voran. 2025 soll die Süd-Achse Gilgenstraße über die Bartholomäus-Weltz-Straße, die Kleine und Große Gailergasse, die Karmeliterstraße und die Zeppelinstraße folgen. Die Festlegung der Bauabschnitte und des Baubeginns erfolgt in Abstimmung mit der Stadt. (Foto: SwS)