Die Hochstraße Süd bleibt die kommenden Wochen gesperrt. "Wir müssen uns auf eine längere, abschnittsweise Sperrung der Hochstraße Süd einstellen, um eine seriöse Überprüfung der Konstruktion aufgrund des jetzigen Schadens vorzunehmen", erklärte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck am Freitag, 23. August 2019. "Die statische Berechnung der sogenannten Pilzkonstruktion wird mindestens vier Wochen in Anspruch nehmen."

Notwendig wird die statische Überprüfung, weil sich bei turnusmäßigen Überprüfungen der Hochstraße Süd bisher schon bestehende Risse sich in den vergangenen Wochen vergrößert hatten. Nach dieser Entdeckung hatten externe Fachleute und Vertreter*innen der Stadtverwaltung sowie des Landesbetriebs Mobilität die Schäden am heutigen Vormittag in Augenschein genommen. Aussagen dazu, ob das Bauwerk durch eine kurzfristige Maßnahme ertüchtigt werden kann oder dauerhaft gesperrt bleiben muss, sind erst nach Abschluss der statischen Prüfungen an den gesamten Konstruktionen möglich.
Bis dahin bleibt die Hochstraße Süd zwischen der Abfahrt zur Wredestraße, also unmittelbar östlich der Pylonbrücke, und der Konrad-Adenauer-Brücke gesperrt. In östlicher Richtung (in Richtung Mannheim) bleiben die Abfahrt Zentrum/Ludwigshafen-Süd (Heinigstraße/Saarlandstraße), ebenso wie die Auffahrt von der Mundenheimer Straße offen.
In westlicher Richtung (in Richtung Bad Dürkheim) sind die Abfahrt von der Konrad-Adenauer-Brücke zur Rheinuferstraße/Zollhofstraße sowie die Auffahrt nach Westen von der Kaiser-Wilhelm-Straße weiterhin möglich. Durch geänderte Wegweisung wird der Verkehr von der A650 in Fahrtrichtung Mannheim auf die Hochstraße Nord / B44 geleitet.
Wegen der nun erwarteten Mehrbelastung der Hochstraße Nord / B44 wird diese Brückenkonstruktion noch engmaschiger gewartet. Die Stadtverwaltung setzt nun das bereits vorbereitete Notfallkonzept zur Verkehrsumleitung um, das für den Fall der Sperrung oder des Ausfalls einer Hochstraße vorbereitet wurde. Die Stadtverwaltung beobachtet die Entwicklung, um das Konzept an die herrschende Verkehrssituation anzupassen und entsprechend zu reagieren.
Aufgrund der Schäden ordnet die Stadtverwaltung ein absolutes Haltverbot in der Dammstraße an. Auch Teile der bewirtschafteten Parkplätze unmittelbar unterhalb des beschädigten Bauwerks sind nicht mehr verfügbar. Der Schienenverkehr kann indes dort fortgeführt werden.
Grafiken zu den möglichen Ausweichstrecken und innerstädtischen Umleitungen wegen der bestehenden Verkehrsbehinderungen stehen auf dem städtischen Internetportal zum Herunterladen zur Verfügung. Die Stadtverwaltung appelliert weiterhin an alle Autofahrer*innen, den gesperrten Bereich großräumig zu umfahren.
Die Stadt Ludwigshafen hatte am Donnerstagnachmittag, 22. August 2019, wegen Veränderungen von Rissen in der Brückenkonstruktion die Hochstraße Süd zunächst im Abschnitt ab Höhe Bruchwiesenstraße bis zur Konrad-Adenauer-Brücke voll gesperrt. Die Veränderungen waren im Zuge der regelmäßigen und engmaschigen Überprüfung des "Pilzhochstraße" genannten Bauwerks festgestellt worden.

Zum Hintergrund:
Das Teilstück "Pilzhochstraße", das zur Hochstraße Süd gehört, stellt aufgrund seiner besonderen Konstruktion eine Herausforderung dar. Es weist statische Defizite auf. Erste Überlegungen, die "Pilzhochstraße" von unten durch ein "Galeriebauwerk" abzustützen, wurden verworfen. Fach- Ingenieur*innen prüfen und entwickeln unterschiedliche Lösungsvarianten. Parallel dazu wird die Konstruktion ständig überwacht.
Worum geht es?
Die "Pilzhochstraße" ist ein östlicher Teilbereich der Hochstraße Süd. Weitere Teile sind die Brücke Bruchwiesenknoten, die Pylonbrücke und die Weiße Hochstraße im Westen. Im Osten schließen sich die Rheinvorlandbrücke und die Konrad-Adenauer-Brücke an die "Pilzhochstraße" an. Die "Pilzhochstraße" wurde 1959 gebaut, sie ist damit der älteste Teil der Hochstraße Süd.
Die "Pilzhochstraße" selbst besteht aus zehn Teilbauwerken (Fahrbahnplatten), die auf zwei bzw. drei Einzelstützen ("Pilze") liegen. Sie ist rund 500 Meter lang und hat zwei Fahrspuren je Fahrtrichtung. Das Brückenstück mit den pilzförmigen Stützen stellt durch seine Konstruktionsweise technisch eine Seltenheit dar. Bei den regelmäßigen Überprüfungen des Brückenbauwerks haben Experten einen altersbedingten Sanierungsbedarf festgestellt.
Wie wurde bisher geplant?
Für die Instandsetzungsplanungen wurden Spezialisten hinzugezogen. Nach europaweiter Ausschreibung beauftragte die Stadtverwaltung im Mai 2016 ein Fachbüro mit der Voruntersuchung. Baustoffuntersuchung, teilweise Öffnung des Brückenkörpers und statische Nachberechnungen folgten bis ins erste Halbjahr 2017. Im Spätsommer belegten Berechnungen die statische Problematik mit der Folge, dass die Brücke umgehend entlastet werden musste. Das Lkw-Fahrverbot wurde vorbereitet und im Herbst 2017 umgesetzt. Das ist vor allem deshalb notwendig, weil die größte Belastung für die Brücken von den vielen und schweren Lkw ausgeht. Die Stadtverwaltung handelte dabei nicht allein, sondern wird unterstützt von einem Fachbüro, einem externen Prüfstatiker sowie dem Landesbetrieb Mobilität als übergeordnete Straßenbaubehörde.
Warum wird neu geplant?
Das im April 2018 zunächst vorgestellte "Galeriebauwerk" gilt rein technisch als machbar. Bei der weiteren Planung wurde aber deutlich, dass aufgrund der schwierigen Konstruktionsweise der Brücke Planungs- und Bauzeit länger als erwartet ausfallen würden, so dass die Sanierung nicht bis zum Beginn des Abrisses der Hochstraße Nord abgeschlossen wäre. Auch würden längere Vollsperrungen der "Pilzhochstraße" technisch notwendig werden. Neben Kosten von geschätzt 120 Millionen Euro führte auch die städtebauliche Problematik zu einem Umdenken.