"Für uns als Landesregierung ist es ein zentrales Anliegen, das Bewusstsein für die deutsch-jüdische Geschichte wachzuhalten. Wir sind glücklich und dankbar, dass wir nach dem Menschheitsverbrechen der Shoa in Rheinland-Pfalz wieder ein lebendiges jüdisches Leben haben. Das zu schützen und zu bewahren, ist unsere Aufgabe.
Die Anerkennung der SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz als UNESCO-Weltkulturerbe ist eine ganz besondere Würdigung des reichen jüdischen Erbes, das seit mehr als 1.000 Jahren zu unserer Kultur und zu unserem Land gehört. Es zeigt die tiefe Verwurzelung des jüdischen Lebens in unserem Land", sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Übergabe der Urkunde in der Neuen Synagoge in Mainz. Sie dankte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der an der Feierstunde teilnahm und in seiner Rede die SchUM-Stätten als "großartige Zeugnisse jüdischen Lebens in Deutschland" würdigte. Die Generaldirektorin der UNESCO, Audrey Azoulay, war extra aus Paris angereist, um die Urkunde persönlich zu überreichen. "Ihre Anwesenheit unterstreicht, welche herausragende Bedeutung die SchUM-Stätten als erste deutsche Welterbestätte zum jüdischen Erbe und als 50. Welterbestätte in Deutschland haben", so die Ministerpräsidentin.
Mit der Anerkennung der SchUM-Stätten gehe für Rheinland-Pfalz ein langer Prozess erfolgreich zu Ende, der von der ersten Idee Anfang 2004, dem Eingang in die Regierungserklärungen 2006, 2011 und 2016, der Erarbeitung des Antrages unter Federführung des Landes ab 2015, der Antragstellung 2020 und schließlich der Aufnahme in die Welterbeliste im Juli 2021 gereicht habe. "Die Länge des Weges hängt vor allem mit den umfangreichen Arbeiten für den Welterbeantrag zusammen, der viele wegweisende Erkenntnisse und Konzepte enthält und den außergewöhnlichen, universellen Wert der SchUM-Stätten belegt. Ich möchte alle Beteiligten von den Universitäten Trier und Heidelberg, der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, dem SchUM-Verein, der jüdischen Gemeinde Mainz-Rheinhessen sowie den Städten Speyer, Worms und Mainz danken, die gemeinsam mit dem Land an der Antragstellung gearbeitet und so dazu beigetragen haben, Bewusstsein für das jüdische Erbe in Rheinland-Pfalz zu schaffen", sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Der Welterbestatus sei ein großer Gemeinschaftserfolg; Rheinland-Pfalz sei stolz darauf, mit den SchUM-Stätten etwas Einzigartiges vorweisen zu können. "Die Monumente und Friedhöfe sind herausragende Zeugnisse der Geschichte von Juden und Jüdinnen nördlich der Alpen. Die drei eng miteinander verbundenen jüdischen Gemeinden beeinflussten im Mittelalter maßgeblich die Kultur, die liturgische Dichtung und das religiöse Recht des aschkenasischen Judentums", erläuterte die Ministerpräsidentin.
80 Jahre nach der Shoa, der Ermordung von Millionen jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen und der Zerstörung von mehr als 1.000 Synagogen, sei der Welterbestatus auch Auftrag, Antisemitismus zu erkennen, zu benennen und ihm entschieden zu begegnen. "Deswegen endet unser gemeinsame Weg heute nicht, sondern wir gehen ihn konsequent weiter. Wir wollen vermitteln, dass jüdisches Leben untrennbar zu unserer Gesellschaft gehört und einen wesentlichen Beitrag zu unserer Kultur geleistet hat und leistet", betonte die Ministerpräsidentin. Ihr Dank galt auch der UNESCO für das Vertrauen, das sie Rheinland-Pfalz mit der Anerkennung der SchUM-Stätten einmal mehr entgegengebracht habe. "Ich verspreche, dass wir uns gemeinsam gut um dieses Welterbe kümmern und das Potenzial nutzen, das uns diese besonderen Stätten eröffnen", sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
"Als Vorsitzende des SchUM-Städte e.V. freue ich mich sehr darüber, dass ich die UNESCO-Welterbe-Urkunde heute voller Stolz und stellvertretend für alle Beteiligten entgegennehmen durfte. Die Strahlkraft des Welterbestatus‘ reicht weit über unsere jeweiligen Stadtgrenzen hinaus und ist ein starkes und wichtiges Bekenntnis zum einzigartigen jüdischen Erbe unserer Städte", unterstrich Stefanie Seiler, Oberbürgermeisterin der Stadt Speyer. "Gemeinsam haben alle Beteiligten schon viel erreicht und sind einen langen, erfolgreichen und freundschaftlichen Weg miteinander gegangen. Hand in Hand sind zahlreiche Angebote und Formate für die Öffentlichkeit entstanden, die SchUM sichtbar und verstehbar machen. Diesen Weg werden wir weiter gemeinsam gehen, um unsere Botschaft weiterzutragen, dass wir alle die Verantwortung für einen angemessenen und sorgsamen Umgang mit den SchUM-Stätten und somit für die jüdische Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft tragen".