Die Stadt Heidelberg testet an der Fassade des Parkhauses im Heidelberg Innovation Park (hip) nahe der Großsporthalle SNP dome die Fassadenbegrünung – in der breiten Anwendung im Hochbau noch eher die Ausnahme. Eine Fachfirma bestückt noch bis Ende November 2023 die Parkhaus-Wand in Richtung der Speyerer Straße nicht nur mit Pflanzen und Blumen, sondern es entstehen zudem Biotope für Insekten.
Die Begrünung wird die Umgebungstemperatur senken, Feinstaub binden, die Luftfeuchte erhöhen und zahlreichen Insekten Nahrung bieten.
Mit Blick auf den Klimawandel bieten Fassaden ergänzende Begrünungspotenziale, die bisher weitgehend ungenutzt bleiben. Da die Dachfläche des Parkhauses für eine Photovoltaikanlage genutzt wird, steht sie für eine Begrünung nicht zur Verfügung. Das Förderprogramm "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" des Bundes ermöglicht das Pilotprojekt des städtischen Landschafts- und Forstamtes durch einen hohen Finanzierungsanteil. Das Projekt möchte aufzeigen, was möglich ist, und zur Nachahmung anregen.
Was genau wird gemacht? Viel – für einen möglichst hohen Erkenntnisgewinn:
- Obere Wand – völlig losgelöst: Am oberen Teil der Fassadenwand wachsen die Pflanzen losgelöst vom Boden. An der Wand ist ein Haltegerüst mit Lochblechen verschraubt worden. Die Lochbleche sind mit einem speziellen Pflanzsubstrat gefüllt. In jede Öffnung wird derzeit eine Pflanze gesetzt. Nach dem Einwurzeln der Pflanzen wird sich die Pflanzendecke weitgehend schließen. Die Pflanzen werden über eine automatische Bewässerungs- und Düngungsanlage im Technikraum des Parkhauses versorgt. Diese Anlage kann vor Ort und über Fernwartung kontrolliert und eingestellt werden.
- Untere Wand – Rankpflanzen und vertikale Blumenwiese: Im unteren Teil der Fassade werden Rankpflanzen gesetzt, die vom Boden aus die Wand hinaufwachsen. Auch diese Pflanzung wird automatisch bewässert. Zusätzlich gibt es hier eine kleine Fläche, die auch für wandgebundene Begrünung geeignet ist. Dort wird eine vertikale Blumenwiese angesät.
- Biotope: In der gesamten Fassadenwand verteilt werden Nist-Angebote für Insekten und Fledermäuse montiert. Mit Blick auf die Insektennahrung werden bewusst möglichst viele blühende, insektenfreundliche Arten eingesetzt. Nicht nur an der Wand, sondern auch auf der kleinen, derzeit geschotterten Vorfläche wird es ergänzende Biotop-Angebote für Insekten und Fledermäuse in Form von Stein- und Totholzhaufen sowie Ansaatflächen geben.
Lerneffekt: Pflanzenarten, Technik, Pflegeaufwand
Das Projekt hat für die Stadt Heidelberg eine Pilotfunktion mit Lerneffekt. Es sollen Erkenntnisse über die verwendeten Pflanzenarten, die Technik und den Pflegeaufwand gewonnen werden. Besonders erfreulich ist deshalb die Zusammenarbeit mit der LVG (Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg), die die Fläche über zwei Jahre auf den Beflug durch Wildbienen wissenschaftlich evaluieren wird.
Ausführende Firma ist die "Flordesign GmbH" aus Freiburg. Baubeginn war im Juli 2023. Nach Abschluss der Fertigstellungspflege wird der städtische Regiebetrieb Gartenbau sich um die Anlage kümmern. Die technischen Anlagen werden vom Boden aus gewartet, die obere Pflanzung wird mittels eines Hubsteigers gepflegt. Betreiber des Parkhauses in Kirchheim sind die Stadtwerke Heidelberg, Betreiber der Begrünung ist das städtische Landschafts- und Forstamt.
Die Stadtwerke Heidelberg Garagen haben das Parkhaus gebaut und die Fläche für die Fassadenbegrünung zur Verfügung gestellt. Sie stehen im Hinblick auf die technischen Grundlagen des Gebäudes im ständigen Austausch mit den Projektbeteiligten. So musste zum Beispiel im Vorfeld geklärt werden, wo die Zisternen angebracht werden können und welche statischen Aspekte für die Anbringung des Haltesystems der Pflanzen am Gebäude zu berücksichtigen sind. "Wir arbeiten hier alle Hand in Hand und tauschen uns regelmäßig zum aktuellen Status aus. Es ist schön zu sehen, wie die Begrünung von Tag zu Tag weiter Form annimmt", sagt Patrick Jelinek, Prokurist der Garagengesellschaft bei den Stadtwerken Heidelberg.
Hintergrund: Heidelberg Innovation Park
Auf dem ehemaligen Gelände der US-Army an der Speyerer Straße in Kirchheim entsteht der Heidelberg Innovation Park, kurz hip. Auf rund 15 Hektar gedeiht ein innovationsstarker Campus für die Digital- und Biotechbranche: Start-ups finden hier ein Umfeld, in dem sie schnell wachsen und sich ganz auf die Entwicklung ihres Business konzentrieren können. Auch etablierte Unternehmen profitieren von dem Branchenfokus, der Nähe zu den Start-ups sowie den flexiblen und modernen Büro- und Laborflächen. Aktuell arbeiten bereits über 700 Beschäftigte von mehr als 50 Unternehmen auf dem hip.
Heidelbergs neues Wirtschaftsquartier wird in vielfältige Platzflächen, Parkanlagen, Freizeit- und Aufenthaltsangebote eingebettet. Arbeit und Freizeit sollen bei der Gestaltung der Freiräume zusammen gedacht werden, um einen Ort mit guter Aufenthaltsqualität zu erreichen. Die Stadt Heidelberg hatte alle Bürgerinnen und Bürger, Anrainer und Interessierte am Freitag, 6. Oktober 2023, zu einer Info-Veranstaltung zur Freiflächen-Planung im westlichen Bereich des hip eingeladen. Weitere Informationen zum hip gibt es online unter www.hip-heidelberg.com. (Foto: Stadt Heidelberg)