Die Pfalzphilharmonie Kaiserslautern war in die Festhalle Pirmasens gekommen, um der Pfalzpreis-Gala des Bezirksverbands Pfalz den feierlichen Rahmen zu geben und mit ihrer Musik das Publikum zu begeistern. Bezirkstagsvize Dr. Klaus Weichel überreichte die Trophäen und Urkunden für den Pfalzpreis für Literatur als Lebenswerk, Haupt- und Nachwuchspreis sowie den Ludwig-Wagner-Preis für Toleranz und Zivilcourage.
Spannend ging es bei der Feierstunde zu, die Tanja Hermann vom Bezirksverband Pfalz charmant und kurzweilig moderierte, denn die Preisträgerinnen und -träger blieben bis zum letzten Moment geheim. "Ich spüre die Spannung im Saal", so Weichel bei der Begrüßung der Gäste. Seit 1959 verleihe der Bezirksverband Pfalz den Pfalzpreis für Literatur, um die Talente der Region zu fördern. Erst zweimal – 2016 und 2019 – habe man den Ludwig-Wagner-Preis vergeben. "Ein Preis, der in Zeiten von Umbrüchen und Krisen in der Welt ein regionales Zeichen setzt für Toleranz, Nächstenliebe und Friedensstiftung sowie gegen Angst, Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Intoleranz, Mutlosigkeit und Gleichgültigkeit." Einer "zutiefst demokratischen Institution wie dem Bezirksverband Pfalz" sei dies ein Herzensanliegen, denn "diese Werte sind uns und unserem Parlament, dem Bezirkstag Pfalz, oberste Maxime", so Weichel weiter.
Für sein Lebenswerk wurde der 83-jährige Landauer Schriftsteller Wolfgang Diehl ausgezeichnet. Laudatorin Birgit Heid, Vorsitzende des Literarischen Vereins der Pfalz, würdigte sein unermüdliches literarisches Schaffen, das ihn "von seinem 26. Lebensjahr bis zum heutigen Tag" begleite. Das Verzeichnis all seiner publizierten kleinen und größeren Texte und Werke umfasse 240 Eintragungen. "Hierunter fallen sowohl Erzählungen und Gedichte als auch kulturelle Essays, Abhandlungen über Pfälzer Künstler, kunsthistorische Berichte, Betrachtungen zur Pfälzer Mundart, geschichtliche Abrisse, journalistische Auseinandersetzungen, Dokumentationen über landeskundliche Themen, Beiträge über kulturelle Gruppen, verschiedene Vereine, soziale Einrichtungen sowie Stadtchroniken." Knapp 40 Bücher habe er entweder selbst veröffentlicht oder sei Herausgeber gewesen. Er verfüge über "ein enormes Fachwissen", seine Werke seien "lehrreich und unterhaltsam". Heid vergaß auch nicht, Diehls künstlerische Seite zu erwähnen; so habe er ein umfangreiches Werk mit dem Schwerpunkt auf Radierung und Linolschnitt geschaffen.
Pfalzpreis für Literatur
Den mit 10.000 Euro dotierten Pfalzpreis für Literatur erhielt Gabriele Weingartner, 1948 in Edenkoben geboren, die viele Jahre als freie Kulturjournalistin und Literaturkritikerin in St. Martin lebte und seit 2009 in Berlin zu Hause ist. Neben ihren zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien sowie im Rundfunk hat sie bislang Erzählungen und zehn Romane vorgelegt, zuletzt "Léon Saint Clairs Abschied von der Unendlichkeit" von 2022. Es ist ein Roman über Erinnerung und der Angst vor der Vergänglichkeit – kunstvoll verwoben zu einem breiten Panorama und vorgestellt in einer eleganten Sprache, die mit Fakten und Fantastischem souverän umzugehen versteht. Ein unsterblicher "Held" durchzieht "seine Welt", die ihm zu einem "Ort Irgendwo" geworden ist: "Literatur, die sowohl unterhaltend als auch sprachmächtig umgesetzt" sei, urteilte die Jury. Da die Gewürdigte aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Gala anreisen konnte, führte Tanja Hermann ein Telefoninterview mit ihr durch. Nominiert waren außerdem Ute Bales und Hasan Özdemir.
Nachwuchspreis für Literatur
Manuel Zerwas aus Speyer hat für sein Romanmanuskript "Die Zeit danach" (2021) den mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchspreis für Literatur bekommen. Sein Protagonist Ben leidet seit seinem Afghanistan-Aufenthalt unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und versucht, sein Leben wieder unter Kontrolle zu bekommen. Als Kunstlehrer tätig, entwickelt sich zwischen ihm und der Schülerin Emma eine Art Freundschaft, wobei er nicht weiß, dass Emma einen Bruder hat, der als Soldat in Afghanistan war und nun ebenfalls unter einem Trauma leidet. "Zerwas erzählt eine mitreißende Story", so das Urteil der Jury. Die Dialoge spiegeln nachvollziehbar die Lebenswelt der Erwachsenen und Heranwachsenden. Die Geschichte überzeugt mit einer gefühlvollen Schilderung, gelungen mit einem humoristischen Grundton vermischt. In einem Interview mit Ute Bahrs vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz / Standort-vertreterin Pfälzische Landesbibliothek Speyer erläuterte Zerwas sein Werk. Neben ihm waren David Emling und Manon Hopf nominiert. Über eine Schüleranerkennung konnten sich die 17-jährige Malika Katharina Francesca Gerlach, Schülerin in Ludwigshafen, und die 12-jährige Elisabeth Mathilda Plociennik, Schülerin in Kaiserslautern, freuen, die jeweils 500 Euro erhielten.
Ludwig-Wagner-Preis für Toleranz und Zivilcourage
Mit dem mit 5.000 Euro dotierten Ludwig-Wagner-Preis für Toleranz und Zivilcourage zeichnete der Bezirksverband Pfalz Inge Heimer aus Herxheim bei Landau, Jahrgang 1961, die sich als "Oma gegen Rechts" engagiert. Gerade in Zeiten, in denen rechtsextremistische Straf- und Gewalttaten zunehmen, sei ihr Verhalten geradezu vorbildlich, so die einhellige Meinung der Jury, der auch Laudatorin Miriam Welte, Olympiasiegerin und Weltmeisterin, angehört. Nach dem Mord an einem 15-jährigen Mädchen im südpfälzischen Kandel 2017 durch ihren Ex-Freund, einen jungen afghanischen Flüchtling, stellte sie sich mutig gegen die aufbrandende Welle des Hasses und der Hetze von Rechtsextremisten. Inge Heimer wolle wie alle "Omas gegen Rechts", dass ihre Enkelkinder in einem freien Land aufwachsen können". Deshalb habe sie die Südpfälzer Gruppe "Kandler Omas gegen Rechts" initiiert, deren Sprecherin sie sei. Bei den regelmäßigen Aufmärschen rechter Gruppierungen in der Südpfalz stünden die Frauen mit Gegenprotesten ein für Demokratie, Menschenrechte und ein friedliches Zusammenleben. Wie zahlreiche andere Aktivistinnen und Aktivisten, Politiker und Politikerinnen sowie Journalistinnen und Journalisten sei auch Inge Heimer in das Visier hasserfüllter und gewaltbereiter Rechtsextremer geraten, weshalb sie zeitweise sogar unter Polizeischutz gestanden habe. Miriam Welte beklagte als Polizeibeamtin "die immer größer werdende Gewalt gegen Ordnungs- und Rettungskräfte". Diese Entwicklung in Deutschland sei "sehr besorgniserregend". Inge Heimer wolle "die Menschen motivieren, Gesicht zu zeigen und sich für die Demokratie einzusetzen".
Die über 60 Musikerinnen und Musiker unter Leitung von Anton Legkii brachten Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Wolfgang Amadeus Mozart, Gioacchino Rossini, Michail Iwanowitsch Glinka, Giuseppe Verdi und Ludwig van Beethoven zu Gehör; für Gesang sorgten Hyunkyum Kim, Namhee Kim und Johannes Fritsche. Das Publikum dankte mit begeistertem Applaus. (Fotos: Thomas Brenner)