Von Klaus Stein
Das Leben in diesen Zeiten einer Pandemie mit täglich steigenden Zahlen an Erkrankten und Toten nimmt teilweise seltsame Formen an. Mit aktuell 30 Infizierten, das sind 60 pro 100.000 Einwohner, liegt Speyer etwa im Landesdurchschnitt von etwa 63. Allerdings ist der Anstieg von Freitag auf heute über 50 Prozent. Das liegt sicherlich auch am "Abstrichzentrum", dessen Ergebnisse mit jetzt in die Statistik einfließen.
Anstatt aufwändige Kostüme fertigt die Schneiderei des Pfalztheaters Kaiserslautern seit Ende März dringend benötigte Schutzmasken. "Neben der Gewandmeister- und Schneidekunst sind täglich
aufs Neue Kreativität, Entschlussfreudigkeit und gute Nerven gefragt. Diese Fähigkeiten sind nun in Zeiten der Coronakrise ganz neu gefordert", heißt es in einer Medieninformation. Das ist wohl wahr.
Eine andere, nicht weniger exotische Quelle für die heiß begehrten Schutzmasken, hat sich für das Sankt Vincentius Krankenhaus aufgetan. Es bekommt 2.000 Atemschutzmasken vom Vietnamesischen Kulturverein Vorder- und Südpfalz e.V.. "Der Verein sammelte 2.000 Schutzmasken bei seinen Mitgliedern ein, die in den Nagelstudios der Mitglieder derzeit nicht benötigt werden."
Nachdem BASF in den vergangenen Tagen ausschließlich Krankenhäuser in der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) kostenlos mit Hand-Desinfektionsmittel beliefert hat, weitet das Unternehmen die Aktion „Helping Hands“ nun sukzessive auf weitere Bereiche des regionalen Gesundheitswesens aus. BASF fokussiert sich bei dieser Ausweitung zunächst auf hausärztlich tätige Arztpraxen mit lokaler Notfallversorgungsfunktion in der MRN. Das ist erfreulich aber es stellt sich die Frage, ob das Unternehmen seine Desinfektionsmittel-Produktion nach China ausgelagert hatte.
Diszipliniert verhielten sich die Menschen am Freitag beim Einkaufen. Vor der Metzgerei Heiß hatte sich eine Schlange gebildet, bei der ein Mindestabstand gewahrt wurde.
Wer hätte das gedacht, dass Klopapier einmal zur "Bückware" wird? Ehemalige DDR-Bürger*innen kennen diesen Begriff, der für Waren stand, die zwar nicht in den Regalen lagen, bei denen sich auf Nachfrage die Verkäufer*innen aber unter die Theke bückten, um sie hervorzuholen. So ist es auch bei einem Speyerer Discounter, bei dem man die flauschige "After"-Ware auf Nachfrage bekommt.
Wie Leergefegt war der Rhein bei Speyer am Freitag um die Mittagszeit. Kein Kreuzfahrtschiff hatte an den Anlegern festgemacht und vom ansonsten regen Frachtschiffsverkehr war nichts zu sehen.
Offensichtlich haben nicht alle verstanden, was die Stunde geschlagen hat, denn in der Maximilianstraße stehen immer wieder Menschen beisammen, die sich bei einem Plausch austauschen - ohne Sicherheitsabstand. Es ist sicherlich nicht im Sinne der Verantwortlichen, wenn man sich privat zu sogenannten "Filmabenden" trifft.
Krankenhäuser schreiben Brandbriefe an ihre Beschäftigten, um sie auf kommende starke Belastungen vorzubereiten. (Foto: ks)