Von Klaus Stein
Gleich zwei Mal an einem Tag ist mir die Corona-Pandemie persönlich nahe gekommen. Ein langjähriger Bekannter, der 78-jährige Manfred K., erzählte mir, dass er an Covid 19 erkrankt war. Bei den ersten Symptomen hatte er sich auf den Weg ins "Abstrichzentrum" in der Speyerer Halle 101 gemacht.
Zu seiner Überraschung wurde ihm dort der Test verweigert mit der Begründung, seine Symptome seien nicht eindeutig. Zum Glück sah das sein Hausarzt anders und ermöglichte ihm einen Test aus seinem Kontingent, der prompt positiv ausfiel.
Es dauerte dann nicht lange, da bekam Manfred K. massive gesundheitliche Probleme. Als Erstes versagten seine Nieren: "Das bisschen Urin, das noch kam, war dunkelbraun." Sein Arzt wies ihn ins Krankenhaus ein, wo sich sein Zustand dramatisch verschlechterte, er hohes Fieber bekam und auch beatmet werden musste.
"Ich habe es nur der guten medizinischen Versorgung bei uns zu verdanken, dass ich dem Sensenmann noch einmal von der Schippe gesprungen bin." Infiziert hatte er sich bei einem Erholungsaufenthalt in Bayern.
Inzwischen kann Manfred K. wieder bei seiner geliebten Schafkopfrunde mitmachen.
Bei einem zufälligen Zusammentreffen mit einer Bekannten im Domgartencafé erzählte mir diese, dass ihre 15 Jahre ältere Halbschwester Corona-infiziert und in Quarantäne sei. Angesteckt habe sie sich wahrscheinlich in der Caféteria des Seniorenheim im Mausbergweg. Als Bewohnerin einer heimverbundenen Wohnung hielt sie sich dort gerne auf. Mitarbeiter*innen haben wahrscheinlich das Virus eingeschleppt.
Angesichts dieser aktuellen Entwicklung kann einem das teilweise Verhalten zahlreicher Mitbürger*innen bei Abstandsregeln und Mundschutz schon besorgt machen. Zwar ist es prinzipiell gut, wenn die Menschen aufeinander Achgeben. Denunziantentum wie in dem Fall, als ein Speyerer Kommunalpolitiker von rechten Rand im Stadtrat anhand eines Fotos die Verterter einer demokratischen Partei beim Ordnungsamt anschwärzte, weil die angeblich beim Gratulationsbesuch zum Geburtstag einer Parteifreundin nicht genügend Abstand gehalten hätten, zeugt von miesem Charakter. Der Schuss ging ins Leere, denn im Privatbereich kann der Staat keine Abstandsregel fordern. Da zitiere ich nur den Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: "Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt des Denunziant" (Bild: ks)