Die Verbindung von diakonischem Auftrag einerseits und ökonomischer Rationalität andererseits sei Pfarrer Dr. Günter Geisthardt in seiner fünfjährigen Amtszeit als Theologischer Vorstand der Diakonissen Speyer stets gelungen, betonte Kirchenpräsident Dr. h. c. Christian Schad bei dessen Verabschiedung am 6. September 2020. Oberin Diakonisse Isabelle Wien wird seine Nachfolge antreten.
Dass eine Oberin das Amt der Vorstandsvorsitzenden bekleidet, ist in der jüngeren Geschichte der Diakonissenanstalt zwar ein Novum, knüpft aber an den Ursprung der Frauendiakonie im 19. Jahrhundert an, als Diakonissen das Oberinnen- und Vorsteherinnenamt zugleich ausübten.
Abschied aus dem Amt des Theologischen Vorstandes
In einem Festgottesdienst in der nach Corona-Richtlinien „voll besetzten“ Speyerer Gedächtniskirche dankte Verwaltungsratsvorsitzender Kirchenpräsident Dr. h. c. Christian Schad dem scheidenden Theologischen Vorstand für seinen Dienst in der Pfälzischen Landeskirche, für die Diakonie und für die Diakonissen Speyer. Schad hob den Fusionsprozess mit dem Landesverein für Innere Mission hervor, bei dem Geisthardt Fingerspitzengefühl bewiesen habe. Darüber hinaus sei es in seiner Amtszeit gelungen, das Diakonissenkrankenhaus Mannheim und die Seniorenresidenz Niederfeld-Mannheim kirchlichen Trägern zuzuführen. Und mit Blick auf die Erneuerung der Diakonischen Gemeinschaft, als Oberin Sr. Isabelle am Pfingstfest 2017 die Diakonische Tracht ablegte, betonte er, dass Geisthardt als Theologischer Vorstand den Transformationsprozess von Herzen bejaht habe. Auch die Bildung eines Ethik-Beirats, in dem sämtliche Hilfefelder der Diakonissen Speyer vertreten sind, gehe auf Geisthardts Initiative zurück. Seinem Dank für 36 Jahre Pfarrer der Evangelischen Landeskirche der Pfalz schloss der Kirchenpräsident gute Wünsche für die Zukunft an.
Geisthardt selbst dankte den Mitarbeitenden der Diakonissen Speyer „in allen Einrichtungen, in allen Positionen“ für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit und warb, diakonische Kultur auch und gerade in einem hart umkämpften Sozialmarkt zu leben. Dabei wünsche er dem zukünftigen Vorstand alles Gute, damit bei den Diakonissen Speyer christliche Unternehmenskultur erlebbar bleibe.
Oberin Diakonisse Isabelle Wien predigte passend zum diakonischen Auftrag des Unternehmens, dem sie nun als Vorstandsvorsitzende vorsteht. Ausgehend von dem Hausspruch der Diakonissen Speyer „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40), und mit Verweis auf das Diakonissen-Fenster in der Gedächtniskirche der Protestation, führte sie aus, dass bei jeder barmherzigen Tat Jesus die Mitte bleibe: „Christus ist mit dabei und zwar in demjenigen, der Barmherzigkeit empfängt und übt.“ Barmherziges Handeln sei die Quintessenz, legt Wien ihre Glaubensüberzeugung dar, wonach Diakonie nicht veralte.
Zukünftiger Vorstand eingeführt
Damit Diakonie und Ökonomie positiv aufeinander bezogen werden könnten, betonte Verwaltungsratsvorsitzender Kirchenpräsident Christian Schad, seien vier Personen ganz unterschiedlicher Professionen in die Leitung des diakonischen Unternehmens berufen worden:
Nach 16-jähriger Tätigkeit als Vorstandsmitglied wird Oberin Diakonisse Isabelle Wien als Vorsitzende des Leitungsgremiums die Diakonissen Speyer nach innen und außen vertreten. Dies sei einerseits ein Novum, andererseits eine Anknüpfung an die Tradition der Mutterhaus-Diakonie, wonach Frauen von Anfang an in der Gesamtleitung tätig waren, erläuterte Schad.
Der Werdegang der 48-jährigen ordinierten Diakonin und Religionspädagogin führte über die Krankenpflege und Gemeindediakonie mit Zusatzqualifikationen in Führungsmanagement und Betriebswirtschaft zunächst ins Direktorium des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses Speyer. Als Fachlehrerin für Ethik und Krankenhausseelsorgerin übernahm die Diakonisse 2004 das Amt der Oberin. In ihrem Amt bildeten bislang die Hospizarbeit, der Aufbau der Diakonischen Fortbildung wie die Transformation der Diakonischen Gemeinschaft wesentliche Schwerpunkte. Die zertifizierte Mediatorin steht im Vorstand künftig für Theologie, Diakonie und Unternehmenskultur.
Als Finanzvorstand wird Karlheinz Burger weiter im Vorstand für die Verwaltung sowie die Hilfefelder der Krankenhäuser und der Behindertenhilfe verantwortlich sein. Auch der Personalbereich gehört in das Ressort des seit 2013 im Vorstand tätigen Juristen. Zuvor leitete er als Justiziar und Syndikus 14 Jahre die Personal- und Rechtsabteilung des Unternehmens.
Neu im Vorstand werden Bianca Pfeuffer und Dr. Dietmar Kauderer sein. Seit dem 1. Januar 2019 sind beide bereits als Bevollmächtigte des Vorstands eingesetzt.
Bianca Pfeuffer ist seit 2013 als Leiterin des Bereichs Unternehmenssteuerung und -integration bei den Diakonissen Speyer tätig und somit für die Abteilungen Controlling und Qualitäts- und Risikomanagement zuständig. Die Diplom-Betriebswirtin und Diplom Ökonomin förderte als Besondere Vertreterin des Landesvereins für Innere Mission in der Pfalz e. V. wesentlich dessen Zusammenführung mit den Diakonissen Speyer. Bianca Pfeuffer wird als Vorstandsmitglied zukünftig den Bereich der Unternehmensentwicklung verantworten und weiterhin die Abteilungen Controlling sowie Qualitäts- und Risikomanagement leiten. Die Geschäftsfelder Altenhilfe und Ambulante Pflege werden ebenfalls bei Bianca Pfeuffer angesiedelt sein.
Dr. Dietmar Kauderer ist seit 2012 bei den Diakonissen Speyer beschäftigt, zunächst als Vorstandsassistent und seit 2019 als Bevollmächtigter des Vorstands. Er studierte evangelische Theologie mit den Schwerpunkten Systematische Theologie/Religionsphilosophie, Sozialethik sowie Wirtschaft- und Unternehmensethik. Dem folgte das Studium der Betriebswirtschaftslehre mit dem Abschluss als Diplom-Kaufmann. Der Schwerpunkt seiner Promotion beschäftigt sich mit dem Bereich Corporate Governance in diakonischen Unternehmen. Als Bevollmächtigter des Vorstands der Diakonissen Speyer verantwortet Kauderer bisher den Bereich Unternehmenskooperation, Personalentwicklung und Kommunikation. Er baute zudem die Arbeit der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) in der Vorderpfalz auf sowie die beiden Hospizstandorte in Bad Dürkheim und Landau. Als Vorstandsmitglied wird Dietmar Kauderer zukünftig verantwortlich sein für das Geschäftsfeld Digitalisierung und Organisationsmanagement sowie für den Bereich der Ausbildung, der Kinder- und Jugendhilfe sowie die Hospiz- und SAPV-Arbeit. (spi/Foto: Diak)