Von Klaus Stein
Margarete Boiselle-Vogler soll die Ehrenbürgerinnenwürde bekommen. Wer ist diese Frau eigentlich, die in diesem Jahr 100 Jahre alt wird? Sie hat sich schon in ihrer Jugend emanzipiert in einer Zeit, als das noch ein Fremdwort war. Margarete Boiselle-Vogler war wohl die erste Frau, die in Deutschland einen Führerschein für Frachttransporte bekam. In dieser Männerwelt setzte sich Landwirtstochter durch, transportierte von Backsteinen bis Zuckerrüben so alles, was in der Pfalz wirtschaftlich eine Rolle spielt.
Dabei war sie sich nicht zu fein, selbst mit anzupacken.
Als sie nach dem zweiten Weltkrieg das elterliche Kiesgeschäft übernahm, musste sie sich ebenfalls in einer bis zum heutigen Tag von Männern dominierten Welt des Baus behaupten. Mit dem Baustoff Kies, aber auch mit einem Steinwerk, war sie an allen großen Bauvorhaben der Nachkriegszeit in der Metropolregion beteiligt.
Ihre ehemaligen Mitarbeiter*innen verehren sie immer noch für ihre Menschlichkeit und ihre soziale Verantwortung. Margarete Boiselle-Vogler war zwar die Chefin, aber auch immer die erste Arbeiterin.
Mehr ais ein halbes Jahrhundert übernahm sie als Stadträtin Verantwortung für ihre Heimatstadt. Sie war die erste Frau im städtischen Bauausschuss, anfangs belächelt von den Kollegen, alsbald aber wegen ihrer Kompetenz über Parteigrenzen hinweg akzeptiert und geschätzt.
Als Vorsitzende der SPD- Arbeitsgemeinschaft der Frauen setzte sich für ein Frauenhaus ein. Auch dass Speyer eine Frauenbeauftragte bekam fiel in ihre Amtszeit.
Als eine der ehemals besten Deutschen Leichtathletinnen ist sie dem Sport immer verbunden geblieben. Wenigen ist bekannt, dass sie nur wegen des Krieges nicht an olympischen Spielen teilnehmen konnte. Seit Jahrzehnten fördert sie Sport und Kultur in Speyer.
Es gebe noch viel zu erzählen über diese herausragende Persönlichkeit. Nur Kleingeister können Zweifel haben an der Ehrenbürgerin-Würdigkeit von Margarete Boiselle-Vogler.