Von Klaus Stein
Man stelle sich vor, ein Familienvater sitzt gerade bei einer Tasse Kaffee und genießt sein Pensionärs Dasein. Da klingelt das Telefon und schreckt ihn jäh aus seinen Tagträumen. Am anderen Ende der Leitung ist die Polizei, genauer der Chef der Speyerer Polizei, Polizeirat Kristof Brockmann höchstpersönlich. Der fängt an, seltsame Fragen zu stellen, beispielsweise wie die Aussage in der Tageszeitung "Mannheimer Morgen" zur Anlandung eines U-Boots im Naturschutzgebiet (wir berichteten) zu interpretieren sei.

Der Angerufene war Volker Ziesling, Forstdirektor a.D. und Stadtrat der Grünen in Speyer.
Der sollte Auskunft darüber geben, ob seine Aussage "mit allen Mitteln die Anlandung verhindern" ein Aufruf zu Gewalt gewesen sei, ob er Kontakte zu Organisationen wie "Extinction Rebellion" oder "Letzte Generation" habe. Ob die Antwort des Grünen, es gehe natürlich um alle legalen Mittel und über seine Kontakte oder Nicht-Kontakte werde er keine Auskunft geben, Herrn Brockmann zufriedenstellten, ist schwer zu beurteilen. Der kündigte jedenfalls weiter Anrufe an.
speyer-info hat bei der Polizei nachgefragt. Dort bestätigte man das Telefonat. Das sei im Rahmen der Vorbereitung eines Einsatzes wegen des U-Boots erfolgt. Ansonsten werde man über den "telefonischen Austausch" keine weiteren Angaben machen, da es sich um "persönliche Inhalte" handle.
Wir haben am Freitag noch einmal nachgehakt: Sei es so zu verstehen, dass dem Vorgang keine Strafanzeige oder sonstige Ermittlungen zugrunde liegen und ob der Anruf des Herrn Brockmann nur prophylaktisch zu sehen sei, um einen potenziellen Unruhestifter im Vorfeld eines Polizeieinsatzes einzuschüchtern?
Die Antwort am Dienstagnachmittag nach erneuter Nachfrage der Redaktion schien eher zögerlich verfasst worden zu sein. Wieder wurden wir auf Datenschutz und den persönlichen Charakter des Telefonats verwiesen. Interessant war dann aber, dass eine Frage beantwortet wurde, die nicht gestellt war: " Nachdem Bäume für den Transport des U-Bootes zum Technik-Museum gefällt wurden, ist über die Online-Wache der Polizei Rheinland-Pfalz am 14.03.2023 Strafanzeige erstattet worden. Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Gefährdung schutzbedürftiger Gebiete nach §329 Strafgesetzbuch dauern derzeit noch an", schreibt der Polizei-Pressesprecher.
Da sich bereits ein Verdacht eingeschlichen hatte, woher der Wind tatsächlich wehen könnte, wollten wir wissen, ob das städtische Ordnungsamt beziehungsweise der Vollzugsdienst der Stadt Speyer in die Einsatzplanung mit einbezogen sei. Das wurde bestätigt: "Bei den Einsatzplanungen stehen wir in engem Austausch mit der Stadt Speyer, um auf Grundlage einer fortlaufenden Lagebewertung unsere Einsatzplanungen abzustimmen und anzupassen."
Jetzt wird es spannend, denn die Betroffene der Grünen-Strafanzeige, die von Volker Ziesling mit unterschrieben wurde, könnte die Beigeordnete Irmgard-Münch-Weinmann sein. Sie ist Kraft Amtes sowohl verantwortlich für die untere Naturschutzbehörde als auch für den Ordnungsdienst, ist deshalb wahrscheinlich in engem Kontakt mit Polizeirat Brockmann.
Für Münch-Weinmann, die ebenfalls zu den Grünen gehört, ist Ziesling sicherlich ein Widersacher in er U-Boot-Affäre.
Schlüsse zu ziehen aus diesem seltsamen Telefonanruf bleibt jedem selbst überlassen. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass es eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit gibt, dass die Ursache, auf den unbescholtenen Stadtrat Ziesling Druck auszuüben, im Speyerer Stadthaus zu suchen ist. (Foto: Polizei)