Von Klaus Stein
"Wir sind gut durch die Pandemie gekommen und unsere Zahlen sind zufriedenstellend", stellte Rolf S. Weis, Vorstandsmitglied der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Speyer (GBS), zur Einführung beim Bilanz-Mediengespräch vor der Vertreterversammlung am kommenden Mittwoch fest. Seine Mit-Vorstandskollegen Oliver Pastor und Bernd Reif untermauerten das in ihren Ausführungen.
ls "Damoklesschwert" bezeichnete Reif das von der Ampel-Regierung in Berlin auf den Weg gebrachte Gebäude-Energiegesetz. Demnach würden nur 200 der 1.650 GBS-Wohnungen die Voraussetzungen des Gesetzes erfüllen. Deshalb liege der Schwerpunkt nicht auf Neubau sondern auf dem Energieträgerwechsel und der energetischen Optimierung von Bestandsobjekten.
"Fernwärme, Fernwärme, Fernwärme" sei für die GBS die Heizform der Wahl, so Reif. Man sei mit den Stadtwerken im Gespräch und auf einem guten Weg.
Allerdings gehe das nicht in allen Gebäuden, weshalb jetzt in zwei Häusern Wärmepumpen eingebaut würden. Auch Pelletanlagen seien nicht ausgeschlossen.
Gegen die Folgen des Klimawandels sollen in den kommenden Jahre 100 Bäume gepflanzt werden. "Am Germansberg" ist geplant, gemeinsam mit den Anwohnern eine Blumenwiese entstehen zu lassen.
Stabil entwickelt
Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Speyer eG (GBS) hat sich im Jahr 2022 trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen stabil entwickelt. Durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen konnte eine CO2-Reduktion vorangetrieben werden. Die Umsatzerlöse und der Wert des Unternehmens stiegen um 2,5 %. Die Bilanzsumme beträgt zum 31. Dezember 2022 rund 76,0 Mio. Euro. Die GBS investierte eine Rekordsumme von mehr als 6,2 Mio. Euro in den Bestand. Der Jahresüberschuss beträgt rund 492.000 Euro.
"Die Durchschnittsmiete der GBS liegt mit 5,99 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche immer noch deutlich unter dem Marktpreis in Speyer", so Oliver Pastor. Laut aktuellem Mietspiegel der Stadt Speyer reichen die Netto-Kaltmieten von 4,35 Euro bis zu 16,17 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Bei 84 Prozent aller im Bestand der GBS befindlichen 1.643 Wohnungen und Einfamilienhäuser liegt die Grundmiete unterhalb der Grenze von 7,00 Euro pro m² Wohnfläche. Die Nachfrage nach den Wohneinheiten ist ungebrochen hoch und gegenüber dem Vorjahr sogar um sechs Prozent gestiegen. Im Jahr 2022 bewarben sich durchschnittlich 37 Mitglieder auf jede freie Wohnung. Die Leerstandsquote liegt bei 0,5 Prozent und ist auf laufende Modernisierungen zurückzuführen. Die GBS ist folglich vollvermietet.
Hohe Investitionen in Wohnungsbestand
Die Baugenossenschaft investiert weiterhin in den Wohnungsbestand, um bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen. Im Jahr 2022 wurden bedeutende Investitionen getätigt, darunter der Kauf von 49 noch zu errichtende Wohneinheiten in der Straße Am Rabensteinerweg und der Erwerb weiterer Grundstücke zur Schaffung von neuem Wohnraum. Zwischenzeitlich wurden die bauvorbereitenden Maßnahmen für den Neubau von 13 Wohneinheiten im Langensteinweg 21 in Speyer abgeschlossen. Das Unternehmen strebt zudem eine energetische Optimierung und den Wechsel zu klimafreundlicheren Wärmeversorgungsanlagen an, um die Abhängigkeit von Erdgas zu reduzieren. Trotzdem sind Investitionen in den Bestand aufgrund steigender Kosten eingeschränkt. Die GBS plant in den nächsten Jahren keinen wesentlichen Gewinn zu erzielen, sondern die Mittel in die Instandhaltung zu investieren.
Für das Jahr 2023 sind umfangreiche Maßnahmen geplant, um die CO2-Emissionen zu minimieren. Bernd Reif, Vorstand der GBS: "Es soll ein Objekt in der Peter-Drach-Straße saniert werden und es erfolgen umfangreiche Vorplanungen für eine im Jahr 2024 geplante energetische Optimierung und Erweiterung eines Gebäues in der Conrad-Hist-Straße". Weiter intensiviert die GBS ihre Anstrengungen beim Energieträgerwechsel: Der Altbauteil des Objektes im Ziegelofenweg sowie zwölf Wohneinheiten in der Josef-Schmitt-Straße werden an die Fernwärme angeschlossen. Bislang erfolgt hier die Wärmeerzeugung über Erdgas.
Mit großer Sorge schaut die GBS auf die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen im Jahr 2023. Die Rahmenbedingungen für die soziale Wohnungswirtschaft sind mehr als schwer: Der Krieg in Europa, die weiterreichende Energiekrise, der Mangel und Preisanstieg bei Baumaterialien, die verringerte Handwerkerverfügbarkeit. Hinzu kommt die Umsetzung sich ständig ändernder politischer Pläne zum Thema Energieträgerwechsel sowie energetische Optimierung von Bestandsobjekten in Deutschland. Gleichzeitig steigen die Bauzinsen im Bereich des Fremdkapitals. "Die Erwartungen unserer Mitglieder sind hoch und berechtigt. Vordergründiges Ziel ist es, die Genossenschaft durch die modernen Krisen unserer Zeit zu bringen. Wir stellen uns den makroökonomischen Veränderungen, gehen aktiv damit um und wollen unserer unternehmerischen und gesellschaftlichen Verantwortung gerecht bleiben", so Pastor im weiteren Verlauf.
Die ordentliche Vertreterversammlung für das Jahr 2023 der GBS findet am Mittwoch, 28. Juni 2023, um 18:00 Uhr, in der Stadthalle Speyer statt. Der Besuch der Vertreterversammlung ist allen Mitgliedern gestattet. (Foto: GBS)