"Postplatz - Weiteres Vorgehen ab 2024" ist ein Tagesordnungspunkt bei der nächsten Stadtratssitzung am 1. Februar. Das klingt erst einmal unspektakulär, aber die Sache hat es in sich. Obwohl der Verkehrsversuch in der Gilgenstraße erst einmal auf nicht absehbare Zeit gescheitert ist, soll die Umgestaltung des Postplatzes weiter vorangetrieben werden.

Der Verein für integrierte Stadtentwicklung "Zukunftsforum Speyer" hat bereits vor sieben Jahren davor gewarnt, einen Umbau des Postplatzes vorzunehmen, bevor nicht die Verkehrssituation der wichtigen Verkehrsachse Bahnhof/Gilgenstraße geklärt ist. Bis heute gibt es kein Konzept was mit dem Verkehr, der aktuell durch diese Straßen führt, bei einer wünschenswerten und richtigen Beruhigung geschehen soll. Bisher läuft es auf Verkehrsverlagerung durch Wohngebiete hinaus. In den zurückliegenden Jahren wurden keinerlei Konzepte der Verkehrsvermeidung auch nur angedacht.
Was müsste geschehen, damit die Menschen auch ohne dauerhafte Straßensperrung nicht mehr über die Bahnhof/Gilgenstraße läuft? Dazu Martin Gärtner, stellvertretender Vorsitzender des Zukunftsforums: "Wie sich der neugestaltete Busverkehr auswirken wird, ist erfahrungsgemäß erst nach drei Jahren ersichtlich. Bus fahren ist aber der richtige Weg. Dazu ist es notwendig, den motorisierten Individualverkehr spätesten im Bereich des Hauptbahnhofs abzufangen. Nach unseren Informationen ist das Parkhaus dort nicht ausgelastet. Auch sollte das vom Zukunftsforum vorgeschlagene Parkhaus neben dem Naturfreundehaus zügig realisiert werden, um dort den Verkehr abzufangen, bevor er in die Stadt kommt", so Gärtner.
Das Zukunftsforum schlägt vor, anstatt den Postplatz erst einmal den Königsplatz umzugestalten. Das würde, im Gegensatz zum kleinen Postplatz, einen erheblichen Effekt auf das im Sommer unerträgliche Innenstadtklima haben.
Mit viel Fantasie kann man sich auf dem Postplatz drei oder vier Bäume vorstellen. Da die Postgalerie vorm Haupteingang eine große Terrasse bauen wird, die bis an die Straße herangeht, ist ein nicht unerheblicher Bereich außen vor.
Die Pläne sehen vor, dass diese Straße an der Postgalerie wegfallen und der Verkehr aus und zur Maximilianstraße sowie die Zufahrt zur Karmeliterstraße durchs Altpörtel und dann auf der gegenüber der Postgalerie liegenden Straße laufen soll. Die muss dazu aber verbreitert werden.
Wer öfter im Straßencafé am Altpörtel sitzt kann beobachten, dass viele Lastwagen nicht durchs Altpörtel passen. Da kommen Zweifel, ob solch eine Verkehrsführung praktikabel ist.
Es ist bei der Maximilianstraße - trotz vollmundiger Ankündigungen - nicht gelungen, den erheblichen Verkehr zu reduzieren. Auch zur Reduzierung des Lieferverkehrs hat das Zukunftsforum Vorschläge gemacht, beispielsweise ein Fracht-Verteilzentrum, wie es andere Kommunen bereits haben. Dort wird alle Ware angeliefert und dann so zusammengestellt, dass nicht zu einem Geschäft morgens fünf LKW fahren.
Das Umsetzen solcher innovativen Konzepte erfordert politischen Mut, an dem es in Speyer mangelt.
Auch wäre die Strecke zwischen Festplatz und Hauptbahnhof prädestiniert für autonom fahrende Busse. Das würde zur erheblichen Kostenreduzierung führen. Es ist nicht bekannt, dass die Stadtverwaltung oder der Stadtrat um solche Lösungen kämpften.
Anstatt Millionen in die sinnfreie Umgestaltung des Postplatzes angesichts der vielen ungelösten Probleme zu verpulvern, sollten erst einmal die Basics geklärt sein. Vor allem die Grünen brauchen für den Kommunalwahlkampf etwas Vorzeigbares, denn im Dreierbündnis mit CDU und SWG zur Wahl einer Beigeordneten war kaum etwas Substanzielles zu verwirklichen. Deshalb soll der Ausbau des Postplatzes auf Teufel komm raus beschlossen werden.
Da ist ja auch noch das sogenannte "Brezelhäuschen", ein Kunstwerk von Gottfried Böhm, des Architekten der umgestalteten Maximilianstraße und des Postplatzes. Über Kunstgeschmack lässt bekanntlich nicht streiten. Vielen gefällt das etwas heruntergekommene Kunstobjekt, anderen nicht.
"Als Nutzung könnte sich das Zukunftsforum beispielsweise eine Fotoausstellung zur Stadtgeschichte oder eine Umschlagstation für Food-Sharing vorstellen", meint Gärtner. (Foto: ks)