Von "Herzblut" für den Industriehof und einem großen Projekt, das im Sinne der Stadt sei, sprach Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler bei der Informationsveranstaltung am Dienstag, zu der etwa 100 Personen gekommen waren. Zu Beginn stellte Seiler die Frage in den Raum, ob man im Vorfeld besser hätte informieren sollen. Sie hatte diese Veranstaltung gemeinsam mit den Investoren vorgeschlagen, als nach einem im Bauausschuss beschlossenen Prüfantrag mit Festlegung auf ein urbanes Gebiet, einer erst seit 2017 möglichen Bebauungsform, Bedenken geäußert wurden.

Es bildete sich eine Bürgerinitiative (BI) "Rettet den Industriehof", die den Bestand der aktuell dort ansässigen Betriebe zumindest zum Teil gefährdet sahen. Genährt wurde diese Skepsis dadurch, dass in der Beschlussvorlage ein wesentlicher Passus zum Stellenwert des Gewerbes im urbanen Gebiet fehlte, das ansonsten ausgiebig erläutert wurde. BI-Sprecher Karlheinz Erny nannte das urbane Gebiet eine "Mogelpackung", bei der es viele offenen Fragen gebe beispielsweise bei der Bewertung des zulässigen Lärms. Erny machte den Vorschlag, separate Gebiete für Gewerbe und Wohnen auszuweisen.
Stadtplanerin Kerstin Trojan stellte noch einmal das urbane Gebiet vor, diesmal mit dem Passus, dass das Gewerbe das Wohnen nicht maßgeblich stören dürfe. Tatsächlich hatte die Verwaltung in den letzten Tagen einiges aus dem Hut gezaubert, beispielsweise Planzeichnungen mit unterschiedlichen Bebauungszonen, wie von der BI gefordert. Diese hatte der Oberbürgermeisterin eine Stellungnahme und einen Fragenkatalog vorab zukommen lassen.
So waren jetzt plötzlich auch die Altlasten sowie der Denkmalschutz auf der Tagesordnung, was durchaus als Erfolg der BI zu werten ist.
Für Stadtentwickler Bernd Reif gehe es beim Projekt Industriehof erst einmal darum, eine Vision zu entwickeln. Er betonte, dass die Stadt die Planungshoheit habe und sprach von einer "unseligen Diskussion". "Wenn Mieter im störenden Bereich liegen sollten dann werden wir das regeln", betonte Reif mehrfach.
Gewinner der Veranstaltung waren sowohl die BI als auch die Stadt und ihre Bürger*innen, denn Trojan kündigte eine modifizierte Beschlussvorlage für die nächste Stadtratssitzung an. (ks/Foto: ks)