Die Bürgergemeinschaft Speyer hatte sich zu ihrem politischen Jahresabschlusstreffen und dann bei ihrer langjährig befreundeten früheren Gastwirtsfamilie beim ASV Speyer, die Familie Russo, an ihrer neuen Wirkungsstätte beim ASV Harthausen, der Pizzaria da Cosimo, zum festlichen Weihnachtsessen besucht. Der Vorsitzende Claus Ableiter würdigte das erste Jahr des ersten weiblichen Stadtoberhauptes in der 2.000-jährigen Geschichte der Stadt,
Stefanie Seiler. Die BGS hatte deren Wahl ja als einzige Gruppierung im Speyerer Stadtrat neben deren Mutterpartei SPD unterstützt.
Auf der Habenseite sah er das deutlich bessere Klima im Stadtrat und in der Stadtverwaltung ebenso wie das Aufgreifen und die rasche Umsetzung von Anträgen der Bürgergemeinschaft, insbesondere die Abbiegespur in der Landwehrstraße Richtung Wormser Landstraße und den Trinkwasserbrunnen auf der Hauptstraße und zwar auch an der von der BGS vorgeschlagenen Stelle am Geschirrplätzel beim Pilger. Auch kleinere Anliegen wie die Ausbesserung beschädigter Fußgängerwege in Speyer-Nord wurden anders als früher überhaupt und oft zeitnah umgesetzt.
Nach 15 Jahren Nichthandelns unter ihren beiden Vorgängern sehe er auch für ein Hauptanliegen der BGS, den Bau einer Ergänzungswache der Feuerwehr im Bereich Speyer-Nord und Speyer-West, erstmals eine echte und glaubwürdige Anstrengung. Erst mit der Vollendung dieser Wache für einen vollständigen Feuerwehrzug mit fünf Fahrzeugen könnten dort endlich Einsatzzeiten von 8 Minuten und weniger erreicht werden, die bei Wohnungsbränden noch die Rettung von eingeschlossenen Menschen erlauben und deshalb auch zu recht gesetzlich vorgeschrieben sind.
Mit Freude könne man auch vermerken, dass die dringend nötige Ablösung des unwürdigen Frauenhauses durch ein geeignetes voranschreitet. Dieses Anliegen hatte die BGS als Kernforderung sowohl bei Einzelbesuchen von Bürgermeisterin Monika Kabs bei der BGS wie auch bei Vorwahlgesprächen mit der OB-Kandidatin Stefanie Seiler vorgetragen. Dabei hatte man auf die Hinweise, dass die Stadt keine geeigneten Objekte habe und bisher keine gefunden habe und solche in der Innenstadt auch kaum bezahlen könne, den Lösungsweg aufgezeigt. Die 100-prozentige Tochter Gewo mit ihren über 4.000 Wohnungen solle hier einspringen und notfalls unter Aufnahme von Krediten ein geeignetes Objekt herrichten oder bauen. Man solle die GEWO, deren Aufgabe Gemeinnützigkeit gegen die Stimmen der BGS aus der Satzung gestrichen wurde, endlich mal wieder für ihren früheren gemeinnützigen Zweck einsetzen.
Auf der Sollseite sah er die Hinnahme des verlustbringenden, klima- und umweltschädlichen Flugplatzes, dessen riesige Flächen die Stadt dringend brauche. Der habe zwar natürlich eine Genehmigung und einen Mietvertrag, aber die Stadt könne sich sehr wohl beim Land dafür einsetzen, dass diese die Subventionierung des gefährlichen und lärmenden Flugplatzes beendet. Dann wäre der ebenso schnell zu wie der in Zweibrücken, der auch eine Genehmigung hatte und sein Gelände besaß. Hier habe man aber als einziger echter Flughafengegner, nämlich vor und nach Wahlen, auch keine hohen Erwartungen gehabt.
Wirklich negativ sei die Abkehr von dem Ziel den Industriehof als Gewerbestandort zu erhalten und auszubauen. Zusammen mit fehlender Sparsamkeit werde das nicht nur selbständige Existenzen und Arbeitsplätze kosten beziehungsweise deren Entstehung verhindern, sondern auch die Zahl der Gewerbesteuerzahler vermindern, was letztlich zu höheren Steuern für die Speyerer führen werde.
Das Ziel der Beendigung gemeinschädlicher Immobilienspekulation, der lukrativen Umwandlung von Gewerbe in luxuriöses Wohnen - allerdings oft noch in Form häßlicher Klötze - sei auch ein Beweggrund der BGS gewesen, gegen Eger und für Seiler einzutreten. Und insoweit sei man von der aktuellen Mogelpackung Urbanes Gebiet und der überrumpelnden Einbringung in den Rat ohne ordentlich versandte oder ins Ratssystem eingestellte Unterlagen, ja selbst ohne Tischvorlage enttäuscht. Leider habe sich eine große Mehrheit im Rat naiv oder vorsätzlich gerne überrumpeln lassen, so ABleiter.
So biete sich statt einer fast durchgehend negativen Bilanz des Vorgängers, der aus Sicht der BGS auf jeden Fall abgelöst werden musste, endlich ein zur Hälfte positives, ein zur Hälfte aber leider nach wie vor negatives Bild.
Der Vorsitzende dankte den Mitgliedern für die intensiven Sitzungen ab Januar, in der das wieder für fünf Jahre gültige Wahlprogramm erarbeitet wurde, ebenso wie für die großen Anstrengungen im Wahlkampf und die tapfere Verarbeitung der Wählerverluste nach so großer Anstrengung. Der Abstieg vom zehnjährigen Status als größter der vier kleinen Gruppierungn im Stadtrat, also mit Wahlergebnissen besser als FDP, Linke und Republikaner (früher auch noch vor der ÖDP) zum zweitletzten Platz sei sehr schmerzlich gewesen, sei aber letztlich produktiv angenommen worden.
Als traurigste Ereignis des Jahres bezeichnete er mit Zustimmung aller aktiven Mitglieder den trotz Herzerkrankung überraschenden Tod des langjährigen und in praktisch jeder Sitzung aktiv mitarbeitenden Vorstandsmitgliedes Ruth Pfohl. Diese habe als Mitglied des Kulturausschusses die BGS nicht nur dort würdig und kenntnisreich vertreten, sondern auch, kulturliebend wie sie war, bei hunderten Veranstaltungen repräsentiert. Ruth Pfohl war wegen des Widerstandes der BGS gegen den Flugplatzausbau schon bald nach deren Gründung zu ihr gestoßen, hatte sich dann aber an der Erarbeitung aller wichtigen Themen produktiv und im Wesen höchst sachlich, manchmal leidenschaftlich beteiligt. Ihre freundliche, hilfsbereite und ausgleichende Art tat allen ihren Freunden, so auch in der BGS, gut. Schön sei, dass sie gerade zuletzt einige schöne Erfolge erleben durfte. So stammte von ihr der dann umgesetzte Vorschlag des Ausbaus der Abbiegespur in der Landwehrstraße Richtung Wormser Landstraße, der täglich das Leben vieler Menschen ein wenig verbessert und die Luftverpestung durch großen Rückstau vermindert. Ebenso war sie es, die das Thema des ungeeigneten Frauenhauses auf die Agenda der BGS setzte, das etwa nicht über eine Freifläche für die mitgebrachten Kinder der vor Gewalt geflohenen Frauen verfügt. Sie kannte das Haus, weil sie dort ehrenamtlich engagiert war. Als es ihr zu Beginn ihres Ruhestandes noch blendend ging, hatte sie auch bei der Tafel geholfen. Und so war sie es, der einige entsetzte frühere Mitstreiterinnen berichteten, dass einige Personen systematisch für die Armen gespendete Lebensmittel vor der Verteilung stahlen und wo das in die eigenen Kofferräume umgeladen werde. Um nicht den Zusammenbruch des ganzen Systems zu riskieren, das für die Nutzer ungemein wichtig ist, wählte die BGS nicht den Weg zu Polizei oder Presse, sondern informierte Bürgermeisterin Monika Kabs in einer vertraulichen Sitzung. Diese sorgte mit der Gewinnung des DRK als neuen Betreiber für den Erhalt dieser wichtigen Einrichtung und zwar ohne regelmäßgen Diebstahl an den Spenden. Dass die Diebe sich später bei der Presse über ihre Ausschaltung beschwerten, war eine wirklich überraschende Wendung. Jedenfalls ist es Ruth Pfohl zu verdanken, dass die Spenden der Geschäftsleute Woche für Woche ungeschmälert den Bedürftigen zu Gute kommen. Sie fehle allen in der Bürgergemeinschaft sehr, werde aber bestimmt die Einweihung des Frauenhauses mit Freude aus dem Himmel betrachten, ebenso wir die sehr gute Verwaltung der Tafel durch das DRK.