Von Seán McGinley
Für die Frauenmannschaft des JSV Speyer wird die Bundesliga-Saison 2023, die am Samstag mit einem Auswärtskampf beim JC Bottrop beginnt, gleich in mehrfacher Hinsicht voller Neuerungen sein. Zum einen bedeutet die Zusammenlegung der 1. und 2. Bundesliga eine neue Ligaeinteilung mit neuen, teilweise unbekannten Gegnern und einem neuen Modus.

Zum anderen gibt es personelle Umbrüche aufgrund des Karriereendes mehrerer langjähriger Leistungsträgerinnen, und gleichzeitig hat sich der JSV mit einigen vielversprechenden Neuzugängen verstärkt. Nicht zuletzt gibt es auch einen Wechsel der Teamverantwortlichen: Barbara Bandel und Johanna Müller haben nach drei Jahren ihre Tätigkeit als Teamchefinnen beendet und werden von ihrer Vorgängerin Nadine Lautenschläger nachgefolgt, die in ihrer neuen alten Rolle von der bisherigen Bundesliga-Kämpferin Szaundra Diedrich unterstützt werden wird.Neben Szaundra Diedrich haben auch Jasmin Grabowski, Maike Ziech und Selina Dietzer ihre überaus erfolgreichen aktiven Karrieren beendet. Auf der anderen Seite gibt es aber eine ganze Reihe von hoch talentierten jungen Kämpferinnen, die neu dazukommen. Von Kim Chi Wiesbaden wechseln Katharina Nguyen, Deutsche Meisterin der U18 in der Gewichtsklasse bis 44 Kilogramm sowie Junioren-Nationalmannschaftsmitglied Saraphina Muhammad (-63 kg) nach Speyer. Aus Bayern kommt die Kaderathletin Odalis Santiago, die in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm kämpft und auch schon international erfolgreich war. Mit der 18-jährigen Ukrainerin Yelizaveta Lytvinenko gewinnt der JSV eine Kämpferin, die letztes Jahr bei der Weltmeisterschaft für Furore sorgte, als sie die japanische Olympiasiegerin besiegte und Bronze holte. "Von ihr wird man in Zukunft noch viel hören", ist sich Nadine Lautenschläger sicher. Die Riege der Neuzugänge komplettiert die israelische Schwergewichtlerin Raz Hershko. Außerdem freut sich der JSV auf die Rückkehr von Kim Polling nach ihrer Babypause. Sie hat sich international sehr stark zurückgemeldet und Nadine Lautenschläger hofft, dass sie trotz Olympia-Vorbereitung für den einen oder anderen Bundesligaeinsatz zur Verfügung stehen wird.Die personellen Neuerungen im Team beschränken sich allerdings nicht auf Zu- und Abgänge. Die Neustrukturierung der FrauenBundesliga bedeutet auch, dass die Erst- und Zweitligamannschaften der JSV-Frauen zu einem Team zusammengeführt werden. Wobei es ohnehin keine strikte Trennung gab, und gerade im vergangenen Jahr immer wieder Judokas aus dem Zweitligateam eingesprungen sind, wenn im Erstligateam Ausfälle zu kompensieren waren. "Da hat also schon eine gewisse Zusammenführung stattgefunden und ich bin mir sicher, dass wir diesen Weg erfolgreich weitergehen werden – das ist auf jeden Fall unser Bestreben", so Nadine Lautenschläger.Das neue Format teilt die Bundesliga in vier regionale Gruppen (NordOst, Nord-West, Süd-Ost und Süd-West) mit vier bis sechs Teams ein, die jeweils zwei Play-Off-Teilnehmer ermitteln. In den Play-Offs werden in zwei Vierer-Gruppen jeweils zwei Teams ermitteln, die dann an der Endrunde teilnehmen.Der neue Modus beschert den Speyerinnen neben neuen Gegnerinnen auch einige lange Anfahrtswege, denn sie sind in der Gruppe Nord-West eingeteilt worden. In der Gruppe sind bis auf Speyer und das in Bad Ems ansässige Judoteam Rheinland nur Mannschaften aus Nordrhein-Westfalen eingeteilt, während die zwei hessischen Teams aus Wiesbaden und Bad Homburg in der Südwest-Gruppe gegen Backnang, Sindelfingen und Karlsruhe antreten. Wenn der JSV einen der ersten beiden Plätzen in der Gruppe NordWest belegt, würde es in den Play-Offs auf zwei Mannschaften aus der Nord-Ost-Staffel treffen.
"Ich bin mir nicht sicher, nach welchen Kriterien man das entschieden hat, aber letztendlich müssen wir es akzeptieren. Was die Anfahrtswege und die Ansetzungen betrifft, sind wir glimpflich davongekommen, denn eines unserer Auswärtskämpfe ist beim JT Rheinland antreten, das ist nicht so weit. Und wir haben zwei Heimkämpfe an Doppelkampftagen mit den Männern – da freuen wir uns riesig drauf!", so die JSV-Teamchefin.Die langjährige Erfolgstrainerin des JSV, die die Speyerer Frauen von der 2. Bundesliga bis zur Deutschen Meisterschaft und zum Gewinn zweier europäischer Titel geführt hat, ist bei der Formulierung eines sportlichen Ziels für die neue Saison vorsichtig. "Wir müssen sehen, wie die Neuzugänge sich präsentieren und wie sich die Ausfälle im vorolympischen Jahr auswirken, ebenso die Zusammenführung unserer beiden Teams. Barbara und Johanna haben da gute Vorarbeit geleistet, sind 2019 mit dem Team Deutscher Meister geworden und haben das Team durch die schwierige Corona-Zeit geführt. Wir müssen natürlich auch schauen, wie die anderen Teams drauf sind. Auch sie werden sich sicherlich zur neuen Saison verstärkt haben und auch bei ihnen werden immer wieder auch wichtige Leute fehlen. Bis auf Bottrop kennen wir die Mannschaften aus NRW nicht so gut. Bottrop hat letztes Jahr eine Medaille bei der Bundesliga-Finalrunde geholt, sie haben ein starkes Team und eine gute Nachwuchsarbeit. Der erste Saisonkampf dort wird schon eine echte Standortbestimmung sein", ist sich die JSV-Teamchefin sicher.