Von Seán McGinley
Mit mehr Dramatik als erwartet ist die Bundesligasaison für die Männer des JSV Speyer zu Ende gegangen. Obwohl es für beide Mannschaften sportlich gesehen um nichts mehr ging in Bezug auf Abstieg oder Finalrundenteilnahme, ging es zwischen dem JSV und der TSG Backnang am Samstagabend hoch her.

Nach langen und intensiven Kämpfen standen die Speyerer mit 9:5 als Sieger fest und kletterten sogar noch unverhofft auf den dritten Platz der Abschlusstabelle, weil der JC Leipzig parallel in Offenbach nicht über ein Unentschieden hinaus kamen.
Mann das Tages für den JSV war Felix Bächle in zwei Marathon-Kämpfen mit zusammen über 18 Minuten Kampfzeit jeweils den längeren Atem hatte und sich durchsetzte – einmal um die Halbzeitführung zu gewährleisten und einmal um den Gesamtsieg zu sichern. "Es wir wirklich beeindruckend, wie Felix mit seinen erst 17 Jahren dem Druck standhielt, seine Chance suchte und am Ende diese wichtigen Punkte für die Mannschaft holte", lobte JSV-Teamchef Michael Görgen Sprau den 60-Kilogramm-Mann, der in seinen zwei Saisons beim JSV zu einem wichtigen Leistungsträger geworden ist.
Zuvor hatte sich auch Yves Touna in einem hart umkämpften Duell gegen Yannick van der Kolk in der Verlängerung durchgesetzt. Immer wieder vereitelte er geschickt die tiefen Wurfansätze seines Gegners, hielt dem Druck stand und nutzte nach insgesamt sechseinhalb Minuten seine Chance zum entscheidenden Wurf, der stürmische Begeisterung bei ihm selbst und im JSV-Team neben der Matte auslöste. Weniger dramatisch aber nicht weniger wertvoll war der Sieg von Philip Müller, der seinen Gegner bereits nach zehn Sekunden wegrollte. Die Zuverlässigkeit und Konstanz Müllers ist einer der Faktoren die die Grundlage für den JSV-Erfolg in dieser Saison bildeten. "Für mich ist Philip der Mann der Saison. Ursprünglich sollte er sich in der Klasse bis 73 Kilogramm mit Michel Adam abwechseln, aber aufgrund von Michels Verletzungen war er praktisch Alleinunterhalten. Aber er hat nur einen einzigen Kampf verloren", so der JSV-Teamchef.
Auch Franz Haettich gelang eine schnelle Entscheidung zu seinen Gunsten. Weniger gut lief es für Onise Bughadze, der einen starken und international erfahrenen Gegner in Form des Belarusen Mikita Sviryd hatte, dem er sich geschlagen geben musste, sowie für Rückkehrer Pierre Louis Guerin, der trotz Griffüberlegenheit keine entscheidende Aktion gegen seinen Backnanger Kontrahenten Ben Rommel setzen konnte und am Ende von diesem geworfen wurde. Pech hatte auch Samuel Mendel – die entscheidende Wertung gegen ihn hätte aus Speyerer Sicht eigentlich zu seinem Gunsten gegeben werden sollen.
So war der Halbzeitstand mit 4:3 knapper als erhofft, und die Aufgabe, die beste Aufstellung für den zweiten Durchgang mit den drei vorgeschriebenen Wechseln zu finden, alles andere als einfach. "Wir hätten uns einen höheren Vorsprung gewünscht und hätten dann einfach vier Leute dringelassen, die gewonnen hatten", so Michael Görgen-Sprau, der sich nach reiflicher Überlegung dafür entschied, Andreas Benkert für Guerin, Till Braunbach für Mendel und Erik Seith für Touna zu bringen. "Ich war mir sicher, dass Philip, Franz und Felix wieder gewinnen würden und habe darauf gesetzt, dass sich irgendwo ein weiterer Punkt ergeben würde", skizziert der JSV-Teamchef seine Überlegungen in der Pause. So sollte es auch eintreten, aber nicht bevor es zu weiterem Drama gekommen war.
Im ersten Kampf nach der Pause wollte Bughadze seine Niederlage aus dem ersten Durchgang unbedingt wettmachen, wurde aber gleich zu Beginn von Sviryd erwischt und fiel schmerzhaft auf Ellenbogen und Schulter, wodurch er nicht nur den Kampf verlor, sondern sich auch eine schmerzhafte Verletzung zuzog.
Der Kampf war jetzt beim Stande von 4:4 auf der Kippe. Philipp Müller brachte den JSV mit einem weiteren souveränen Sieg, dieses Mal mittels Haltegriff, wieder in Front, doch direkt danach unterlag Erik Seith gegen van der Kolk – 5:5. Der nächste Kampf fühlte sich richtungsweisend an. Beide Teams brachten bis 66 Kilogramm neue Kämpfer – Till Braunbach für Mendel auf Speyerer Seite und Janno Brodnig für Robin Angerer bei Backnang. Nach zwei Minuten dann der vielleicht größte Jubel des Tages, als Braunbach seinen Gegner auf den Rücken warf und sich triumphierend dem Freudentaumel an der Speyerer Bank zuwandte. Nun war der JSV in der Pole Position, der Sieg aber noch nicht in trockenen Tüchern. Den nächsten Schritt machte Franz Haettich mit einem weiteren schnellen Sieg Dank seiner Stärke im Bodenkampf, dann kam der zweite Marathon-Auftritt von Bächle, der den Gesamtsieg sicherstellte. Der abschließende Sieg von Andreas Benkert, der drei Sekunden vor Ende der Kampfzeit einen Wazaari erzielen konnte, setze dem Erfolg die Krone auf.
"Es war ein hart erkämpfter Sieg, aber völlig verdient. Es ist toll dass wir die Saison so positiv beendet haben. Wir waren schon einmal Dritter, aber wir haben dieses Mal mehr Punkte als je zuvor und beenden die Saison nur einen Punkt hinter Esslingen. Gerade angesichts des Verletzungspechs nach der Sommerpause ein schöner Erfolg, ein super Abschluss einer tollen Saison. Wer hätte gedacht, dass wir am Ende so knapp hinter den Spitzenteams liegen? Der einzige Wermutstropfen war die Verletzung von Onise Bughadze.", so der JSV-Teamchef, der sich bereits darauf freut, nächstes Jahr mit diesem Team auf den gezeigten Leistungen aufzubauen.