Von Seán McGinley
Was für ein Drama im Speyerer Judomaxx am zweiten Kampftag der 1. Bundesliga Süd der Männer: Das Duell zwischen dem gastgebenden JSV und dem JC Leipzig hielt was es versprach. Es fehlte weder an Drama noch an Kontroversen und war bis ganz zum Schluss völlig offen. Beide Teams werden das Gefühl haben, dass sie hätten gewinnen können, doch am Ende gab es Punkteteilung.

Es war passend, dass der JSV an diesem Doppelkampftag einen neuen Rekord aufstellte: 450 Menschen waren ins Judomaxx gekommen – so viele wie nie zu vor. Und sie erlebten eine wahre Achterbahnfahrt.
Trotz starker Leistungen von Samuel Mendel gegen den Mongolen Bilguun Dogsom und Philip Müller gegen den Moldauer Denis Vieru lag der JSV schnell mit 0:2 zurück. Dimitri Gochilaidze und Lukas Klemm sorgten allerdings mit ihren Siegen für den Ausgleich. Pierre Ederer musste sich mit einer Wazaari-Wertung knapp geschlagen geben nach Ablauf der vollen Kampfzeit, und auch Franz Haettich gab seinen Kampf ab, obwohl er keineswegs chancenlos war. Im abschließenden Kampf des ersten Durchgangs war Onise Bughadze in der Pflicht, mit einem Sieg auf 3:4 zu verkürzen und den JSV im Kampf zu halten, denn ein 2:5-Pausenrückstand wäre realistischerweise nicht aufzuholen gewesen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang dies dem Georgier. Nach der Pause war es dann Bughadzes Landsmann Irakli Kupatadze, der für einen großen Paukenschlag sorgte, als er mit der ersten Aktion seines Kampfes gegen Bilguun Dogsom diesen überraschen und werfen konnte, um den Kampf nach acht Sekunden zu gewinnen. Philip Müller zeigte anschließend im zweiten Duell mit Vieru erneut eine enorm starke, kämpferische Leistung, musste sich aber sehr knapp im Golden Score geschlagen geben. Dann aber die nächste Wendung: Wieder konnten Gochilaidze und Klemm ihre Duell gewinnen und den JSV in Führung bringen. Die Führung war aber von kurzer Dauer, denn Pierre Ederer musste sich erneut gegen Daniel Herbst geschlagen geben – 6:6 bei zwei ausstehenden Kämpfen.
David Riedl startete gut in sein Duell mit Richard Fielder und ging auch in Führung. Danach tat er sich aber zunehmend schwer, kassierte den Ausgleich und zwei Strafen wegen Passivität und es schien nur eine Frage der Zeit, bis er entweder die entscheidende Wertung kassiert oder eine dritte Strafe, die gleichbedeutend mit der Disqualifikation wäre. "Ich habe gemerkt, dass ich ziemlich erledigt war. Aber aufgeben ist keine Option – immer weitermachen, weiterkämpfen, habe ich mir in dieser Situation gedacht", berichtet Riedl. Und dann gelang ihm ein kaum für möglich gehaltener Kraftakt: "Der Gegner hatte sein Bein bei mir eingehängt und ich habe ihn hochgehoben um ihn mit Ura-Nage zu werfen. Ich wusste, das ist ziemlich riskant, aber ich dachte mir, das muss ich jetzt einfach probieren – und es hat geklappt. Richtig geil! Ich wusste ja schon vor dem Kampf, wie wichtig der wird. Und solche Punkte zu holen – deswegen mache ich Judo", erzählt Riedl voller Stolz und Freude.
Die Leipziger waren fassungslos und reklamierten die Wertung für ihren Mann, doch die Kampfrichter blieben bei ihrer Entscheidung – 7:6 für den JSV, ein Unentschieden war damit sicher und Viktor Driller hatte die Chance, im Abschlusskampf gegen René Kirsten sogar den Sieg einzufahren. Der Speyerer startete gut und zeigte gleich einen guten Wurfansatz, kam aber dabei mit dem Kopf auf den Boden – was laut Reglement aufgrund der Verletzungsgefahr streng verboten ist und mit sofortiger Disqualifikation geahndet wird. Pech für Driller und der JSV, dass der spannende Kampf auf diesem Wege entschieden wurde. Dennoch überwog am Ende die positive Bewertung. "Dass wir gegen zwei favorisierte Topmannschaften unentschieden gekämpft haben, ist eine gigantische Leistung", resümierte Teamchef Michael Görgen-Sprau. Damit lebt der Traum von der erstmaligen Teilnahme an der Bundesliga-Finalrunde weiter. Die Aufgaben werden jedoch nicht einfacher, denn als nächstes geht es auswärts beim Top-Favoriten TSG Backnang weiter.