Die CCH Falcons des 1. FC 08 Haßloch sorgten vorgestern für den größten Erfolg, den eine Sportmannschaft des Großdorfs jemals erreichte. Bei den elften Weltmeisterschaften im Cheerleading in Takasaki (Japan) belegten sie in der Kategorie Senior Cheer Mixed für gemischte Erwachsenenteams als Team Germany hinter Gastgeber Japan den zweiten Platz.
Dass Haßlocher überhaupt einmal an einer außerhalb Europas stattfindenden WM teilnehmen und von dieser auch noch als Vize-Weltmeister zurückkehren, schien noch vor wenigen Monaten undenkbar.
Die Nervosität war den Haßlochern am Samstagabend während deren Auftritts deutlich anzumerken. Die Verhältnisse in der Tagasaki Arena waren im Vergleich zu den bisherigen Veranstaltungen auch sehr unterschiedlich. Deutlich mehr Zuschauer als sie gewohnt gewesen sind, Tribünen auf allen Seiten und die japanische Nationalhyme zum Auftakt sorgten für Gänsehaut. Außerdem mussten sie lange auf ihren Auftritt warten. Um 11 Uhr liefen sie mit allen anderen am Samstag startenden Teams ein, aber als letzte gingen sie erst um 18 Uhr auf die Matte und mussten bis dahin in der Halle ausharren.
Was bis dahin beeindruckte, war die bereits am Donnerstag bei den Wettbewerben der Kinder und Junioren beeindruckende Dominanz der Japaner. Wie hoch bereits bei den Jüngsten die Flyer in die Luft geworfen wurden nach spektakulären Salti und Schrauben auf einer Hand ihrer Teamkollegen an der Base ohne zu zittern zum Stehen kamen und manche Mädchen vom Boden wie von Zauberhand getragen plötzlich auf der Spitze einer Pyramide landeten, war in Europa so nicht zu bewundern. Dadurch gingen fast alle Titel an die Gastgeber.
Hoffnungen weckten die beiden badischen Formationen, die am Samstag früh an den Start gingen. Zunächst gewann die des FT 1844 Freiburg in der Kategorie Senior Small Groups Silber und anschließend Kai Peters und Jasmin Urschinger vom im Landkreis Lörrach beheimateten TV Zell bei den Senior Doubles sogar Gold.
Während die bis 17.30 Uhr angesetzten Wettbewerbe eher als Vorprogramm angesehen werden können, bildeten die beiden Hauptkategorien Senior All Female und Senior Mixed den Abschluss. Bei den Frauenteams traten die Bielefeld Wildcats für Deutschland an und mussten sich hinter drei japanischen Konkurrenten mit Platz vier begnügen. Danach eröffnete Japan als erster Rivale der Haßlocher den Wettbewerb der gemischten Erwachsenenteams und erhielt dank eines fehlerfrei vorgetragenen Programms der höchsten Schwierigkeitsstufe 251,0 Punkte, was für die drei folgenden Mannschaften eine Riesenvorgabe war. Ecuador leistete sich anschließend Fehler und bekam deshalb nur 136,0, Kasachstan danach noch weniger.
Die Anspannung der Haßlocher war bei deren Auftritt vor allem dadurch zu erkennen, dass sie ihre gröbsten Fehler ausgerechnet bei den leichteren Programmteilen begingen. Trotzdem reichte es mit 155,7 Zählern zur Vize-Weltmeisterschaft. Die Unsicherheiten bei manchen Elementen spielten dadurch keine Rolle, denn auch bei einer fehlerfreien Leistung wären die Haßlocher angesichts fast 100 Punkten Rückstand zu den Gastgebern nicht an diese herangekommen.
"Dieses Ergebnis war mir bereits vorher klar", meinte Betreuer Berthold Wenz aufgrund seiner am vergangenen Freitag beim Beobachten des Trainings aller Teams gewonnenen Erkenntnisse. Seine Tochter Stefanie Rocchia, die sich nach ihrer Babypause über ein gelungenes Comeback freuen durfte, trat inzwischen als erste Haßlocherin die Heimreise an. "Ich möchte jetzt so schnell wie möglich wieder bei meiner Familie sein", sagte sie. Die in Japan gewonnenen Eindrücke wolle sie aber keinesfalls missen. "Es ist unglaublich, mit welcher Freundlichkeit uns überall begegnet wurde", meinte sie dazu. Toll sei auch gewesen, die anderen Mannschaften kennenzulernen. Was viele Sportlerinnen und Sportler bei Olympischen Spielen immer wieder fasziniert, war auch in Tagasaki zu spüren.
Am meisten mit ihren Gefühlen zu kämpfen hatte Christina Kercher, die zusammen mit Andreas Cörper das Siegertreppchen bestieg und den Pokal für den Zweitplatzierten entgegennahm. Auch für die zu den dienstälteste Haßlocher Teammitgliedern zählende Trainerin und Aktive war es ein überwältigender Ereignis, so dass sie bei der Siegerehrung ihre Freudentränen kaum unterdrücken konnte. Von vier Haßlocherinnen waren auch die Eltern nach Japan gereist (jh)