Im Rahmen des dreijährigen Projekts "KlimawandelAnpassungsCOACH_RLP" coacht die Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V., Rülzheim, 15 rheinland-pfälzische Kommunen im Hinblick auf Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel. An dem Projekt, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert wird, hat neben dem Landkreis Germersheim auch die Stadt Germersheim teilgenommen.
Am 25. Juni fand im Rathaus der Stadt Germersheim das Abschlussgespräch mit Bürgermeister Marcus Schaile, dem Beigeordneten Dr. Sascha Hofmann, der Klimaschutzmanagerin Carolin Rethorn und Benjamin Berger sowie seitens der Stiftung, ihrem Vorsitzenden Hans-Joachim Ritter und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Christian Kotremba statt, bei dem Abschlussbericht seitens der Stiftung an die Stadtspitze übergeben wurde.
Das Projekt "KlimawandelAnpassungsCOACH_RLP" begann zu einem Zeitpunkt, als die Erinnerungen an den Dürresommer 2018 noch frisch im Gedächtnis waren. Vor allem der niedrige Wasserstand des Rheines hat für Eindruck gesorgt. Die enorme Hitze des Sommers 2019 hat die Notwendigkeit, sich an die Folgen des Klimawandels anpassen zu müssen, noch bestärkt.
Ein besonderer Fokus lag daher bei dem Umgang mit Hitzewellen in Germersheim. Während der ersten Hitzewelle im Juni 2019 wurden Profilmessfahrten mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) in Germersheim durchgeführt. Dabei wurden morgens, mittags und abends die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit entlang einer vorher festgelegten Route mit einem speziellen Messfahrzeug gemessen. Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Hitzeentwicklung im Stadtgebiet von Germersheim und dienten als Grundlage für weitere Maßnahmen.
Klar wurde durch die Ergebnisse, dass vor allem vulnerable Menschengruppen, also Kinder, ältere Menschen und Menschen mit chronischen Krankheiten, besonders vor den Gefahren zu hoher Temperaturen geschützt werden müssen. Die Stadt Germersheim erarbeitet derzeit Strategien um die Bevölkerung vor Hitzewellen zu Schützern und wird im Frühsommer damit beginnen durch Öffentlichkeitsarbeit vor den Gefahren von Hitzewellen zu warnen und Handlungsoptionen aufzuzeigen. "Die Gesundheit der Bevölkerung liegt uns in Germersheim sehr am Herzen; darum nehmen wie die Erkenntnisse aus den Profilmessfahrten mit dem Deutschen Wetterdienst sehr ernst," sagt Bürgermeister Marcus Schaile über die Untersuchungsfahrt.
Wie zu erwarten war, ist die Hitzeentwicklung in dicht bebauten und versiegelten Stadtteilen am größten, während Grünflächen und fließendes Wasser einen kühlenden Effekt haben.
Die Stadt Germersheim hat zwar bereits mit mehr als 700 ha Grünfläche einen hohen Vegetationsanteil, allerdings gibt es in den Stadtkernen von Germersheim und Sondernheim stark versiegelte Flächen, die sich im Sommer aufheizen und bei denen aufgrund der Architektur auch nur wenig Wärmeaustausch durch Luftbewegung möglich ist. Hier soll künftig nach Möglichkeiten auf gezielte Begrünung gesetzt werden um einen kühlenden Effekt zu erreichen.
Ein großer Trend im Gartenbau sind derzeit die sogenannten Steingärten. Steingärten haben aber stark negative Auswirkungen auf das Mikroklima, die Biodiversität und den Wasserhaushalt. Aus diesem Grund möchte die Stadt Germersheim künftig als gutes Beispiel voraus gehen und unnötige Versiegelung vermeiden. Dabei wir auf die vermehrte Nutzung von Staudenpflanzen gesetzt. Eine Medienkampagne soll die Öffentlichkeit über den negativen Effekt von Steingärten aufklären.
Auch bei der Wahl der Pflanzen spiele der Klimawandel eine Rolle. Baumarten, die über Jahrhunderten hinweg das Stadtbild geprägt haben, haben vor allem im Sommer, aufgrund von hohen Temperaturen und Wassermangel, Probleme anzuwachsen. Andere Baumarten aus südlichen Regionen kommen mit dem Frost im Germersheimer Winter nicht zurecht. Falsch platzierte Bäume, die die Luftzirkulation behindern, können für das Mikroklima ebenso schädlich sein wie zu wenig Vegetation. Daher ist ein strategisches Vorgehen bei der Wahl der Baumart und der Standorte notwendig. "Wir haben bereits einen Fokus auf die Bäume in Germersheim gesetzt. Derzeit prüfen die Mitarbeiter der Verwaltung anhand der Baumvorschläge der Stiftung, welche Baumarten für unsere Stadt künftig in Frage kommen und an welchen Standorten wir noch weitere Bäume pflanzen können," erklärte Bürgermeister Schaile. "Auch die Bürger sollen dabei mit Aktionen wie den ,Bürgerbäumen´ und einer Pflanzaktion im Rahmen des Freiwilligentages 2020 beteiligt werden."
Beim Thema Bauen und Sanieren soll künftig nicht nur der Klimaschutz, sondern auch die Klimaangepasstheit berücksichtigt werden. Passiver Hitzeschutz und Gebäudebegrünung sollen in Zukunft vermehrt zum Einsatz kommen und vor Wärmeinseln und überhitzten Innenräumen schützen.
In Workshops mit Schlüsselpersonen aus der Stadtverwaltung, den Stadtwerken Germersheim und der Wohnbau Germersheim GmbH wurde über die zukünftige Entwicklung des Klimas in der Region und die Auswirkungen auf die Stadt Germersheim gesprochen. Strategien zur Anpassung an das künftige Klima in Germersheim wurden angestoßen und Impulse gesetzt. Bürgermeister Schaile dankte der Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. für das einjährige Coaching. (Foto: Stiftung)