Mit dem Palmsonntag, der in diesem Jahr auf den 2. April fiel, beginnt die Karwoche oder Heilige Woche, in der die Kirche des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu gedenkt. Im voll besetzten Speyerer Dom feierte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann aus diesem Anlass ein Pontifikalamt. Mit dabei waren auch die Kommunionkinder der Gemeinde Mariä Himmelfahrt, die bunt geschmückte Zweige zur Messe mitbrachten.

Der Gottesdienst begann mit der Segnung der Palmzweige am Hauptportal des Doms. Die traditionelle Prozession durch den Domgarten war aus Sorge vor schlechtem Wetter in den Dom verlegt worden.
In seiner Predigt erinnerte der Bischof Wiesemann daran, wie schnell ein fröhliches und friedliches Miteinander in Hass und Gewalt umschwingen könne. Jeder kenne das aus Situationen in der Schule, am Arbeitsplatz oder der Familie, wo sich an einer Kleinigkeit ein schlimmer Streit entwickle. Der Sanftmütige, Friedfertige sei da oft auch der Ohnmächtige. Solch eine Situation sei auch der Passionsweg Jesu gewesen: Beim Einzug in Jerusalem wurde gemeinsam fröhlich gefeiert, ein paar Tage schlägt die Situation um in Hass und die Rufe "Kreuzige ihn!". Jesus habe jedoch auf diese Rufe nicht mit Gewalt und Hass reagiert.
In seiner Predigt machte der Bischof deutlich, dass Hass und Wut sich immer zuerst gegen einen selbst richteten und zur Selbstverletzung führten. Der französische Journalist Antoine Leiris, dessen junge Frau bei den Terroranschlägen 2015 in Paris ums Leben kam, fasste dies in dem Satz "Meinen Hass bekommt ihr nicht" zusammen. So werde das Passionsgeschehen, dass seit Jahrhunderten an diesem Tag verlesen wird, immer wieder vor dem Hintergrund einer anderen Zeit und einer anderen persönlichen Situation gelesen. In einer Zeit wie jetzt, voller Gewalt und Hass, sei es besonders wichtig, sich auf eine innere, göttliche Kraft der Liebe zu konzentrieren, die stärker sei als alles, was es in der Welt gibt um immer wieder neu sagen zu können: "Meinen Hass bekommt ihr nicht".
Die Domsingknaben, die Männer des Domchors und die Dombläser gestalteten unter der Leitung von Domkantor Joachim Weller das Pontifikalamt an Palmsonntag mit Gesang und Bläserklang. Es erklangen unter anderem Stücke von Anton Bruckner und Heinrich Schütz. Domorganist Markus Eichenlaub gestaltete den Gottesdienst musikalisch auf der Domorgel, beispielsweise mit dem Choralvorspiel "Herzlich tut mich verlangen" von Johannes Brahms. Der Auszug zum Schluss des Gottesdienstes erfolgte traditionsgemäß in Stille.

Palmzweige auf den Herrschergräbern
Am Palmsonntag gedenken Christen weltweit dem Einzug Jesu in Jerusalem und damit dem Beginn seines Leidensweges. In den Evangelien wird berichtet, wie ihm die Menschen, als Zeichen der Ehrerbietung, Palmzweige auf den Weg legten. Bereits seit dem 15. Jahrhundert werden am Palmsonntag die Herrschergräber im Speyerer Dom mit Palmzweigen geschmückt. Damit wird verdeutlicht, dass die Kaiser und Könige ihre Macht von Gott erhalten haben und ihr Amt nach ihm ausrichteten. Sie dürfen Christus daher beim Einzug in die Heilige Stadt Jerusalem begleiten. (Foto: Klaus Landry)