Mit den Ostergottesdiensten feierten die Gläubigen im Bistum Speyer die Auferstehung Jesu Christi und damit das höchste Fest im Kirchenjahr. Die Osternacht wurde feierlich mit dem Ruf "Lumen Christi – Deo gratias" (Christus, das Licht – Dank sei Gott) eröffnet: In der Vorhalle des Doms, der zu Beginn der Feier in völliger Dunkelheit lag, wurde das Osterfeuer entzündet, bevor mit der Osterkerze das Licht in die Kathedrale hineingetragen wurde.

Ostern lädt zu einem Perspektivwechsel auf das Leben ein
Am Ostersonntag begrüßte Bischof Wiesemann die Menschen in der voll besetzen Kathedrale. Ostern mache den "Blick Gottes auf seine Schöpfung und den Menschen mitten darin frei" und ermögliche einen Perspektivwechsel. Wiesemann sagte in seiner Predigt: "Wie die Astronauten aus der lebensfeindlichen Leere des Weltalls das Wunder des Lebens auf der Erde wiederentdeckten, so kann uns der Auferstandene, der für uns durch den Tod gegangen ist, aus der Unendlichkeit Gottes heraus zu einem neuen Verhältnis zu unserer eigenen Lebenswelt verhelfen, zur Umkehr, zur Bewahrung der Schöpfung, zur Versöhnung und zum Frieden, zur Anerkennung der Unantastbarkeit der Würde jedes Menschen auf dieser Erde."
Durch das "Aushalten der Leere und Stille die Einmaligkeit des uns geschenkten Lebens erkennen"
Zu Beginn seiner Predigt machte er drauf aufmerksam, "dass man den Wert und die Kostbarkeit von allem Wichtigen im Leben häufig erst dann umfassend erspürt und erkennt, wenn es nicht mehr da ist." Er führte weiter aus: "Die Leere aber, die der Tod hinterlässt, bleibt – sie bleibt häufig ganz allein bei den einsam auf sich zurückgeworfenen Trauernden. Sie bleibt als verdrängte Wirklichkeit oder als innere Sinnleere. Oder auch in der Form, absoluter Vergötterung des Hier und jetzt, der eigenen Gesundheit und Agilität." Wiesemann erwähnte, dass "in der auf Effizienz gedrillten Betriebsamkeit unserer Welt" das "gemeinsame Innehalten, die heilsame Unterbrechung unserer Geschäftigkeit angesichts des Todes" untergehe. Doch erst durch das "Aushalten der Leere und Stille" könne man "die Einmaligkeit des uns geschenkten Lebens, die Kostbarkeit jedes guten Augenblicks, die Dankbarkeit als Grundhaltung des Lebens, die Verbundenheit in der Liebe" erkennen.

Wiesemann: "Gesellschaftliche Anerkennung der gleichen Würde und Rechte aller mit uns lebenden Menschen"
Bischof Wiesemann sieht in einer Welt "die sich selbst zum Alles erklärt" eine Welt, die "die Fähigkeit zum Abstand zu sich selbst" verliert. Diese Haltung sei für den Menschen "tödlich", denn, so der Speyerer Bischof, "die Unantastbarkeit der eigenen wie der fremden Würde und die verletzliche Kostbarkeit und Schönheit des Lebens, das Geschenk und das darin gegebene Recht des Daseins erkennt er nur, wenn er dessen Unverfügbarkeit anerkennt." Er appellierte: "Deshalb ist der auch rechtlich zu garantierende Schutz des menschlichen Lebens vom Anfang bis zum Ende wie auch die gesellschaftliche Anerkennung der gleichen Würde und Rechte aller mit uns lebenden Menschen, ob einheimisch oder fremd, für das friedliche Zusammenleben und die moralische Kultur der ganzen Gesellschaft so entscheidend."

Ehrfurcht vor dem Geheimnis des Lebens
Bischof Wiesemann bekräftigte am Ende: "Der Auferstandene befähigt uns dazu, die Liebe zum Endlichen, zum so unersetzlich Kostbaren des Lebens, zur Schönheit unserer Erde, zur wunderbaren Zerbrechlichkeit des Lebens wieder zu entdecken." Denn "die Auferstehung Christi gibt uns nicht nur eine Perspektive über dieses Leben hinaus, so Wiesemann, "sie öffnet uns auch die Chance zur Erneuerung des Lebens hier und jetzt. Sie macht uns wieder zum staunenden Menschen, der Ehrfurcht hat vor dem Geheimnis des Lebens."
Die voll besetzten Ostergottesdienste im Dom wurden musikalisch von Domorganist Markus Eichenlaub sowie verschiedenen Chorformationen der Dommusik gestaltet. In der Osternacht sang der KathedralJugendChor und der Domchor. Den Gottesdienst an Ostersonntag gestalteten die Nachwuchs- und Aufbauchöre des Mädchenchores und der Domsingknaben. Für festliche Klänge sorgten zudem die Dombläser. (Fotos: Klaus Landry)