Von Seán McGinley
Zum Auftakt der neuen Saison in der 1. Judo-Bundesliga Süd haben die Männer des JSV Speyer gleich mal ein dickes Ausrufezeichen. Am ersten Kampftag nahmen die Speyerer beim Rekordmeister TSV Abensberg nach einem 7:7-Unentschieden einen Punkt mit – der erste, den sie jemals in einem Bundesligakampf bei den Niederbayern ergattern konnten.
Und das keineswegs glücklich. Gleich in mehreren Kämpfen bestand die Chance auf einen zusätzlichen Sieg für die Speyerer. "Nachdem wir es in den letzten Jahren nicht geschafft haben, ist es uns endlich gelungen, etwas Zählbares aus Abensberg mitzunehmen. Auch wenn mehr drin war, freuen wir uns darüber riesig", sagte Teamchef Michael Görgen-Sprau.
Ganz entscheidenden Anteil am historischen Erfolg hatten die Speyerer Neuzugänge. Lukas Klemm setzte sich in zwei hart umkämpften Duellen jeweils in der Verlängerung gegen den Deutschen Jugendmeister Adam Toszegi durch. "Ich habe letztes Jahr schon gegen ihn gekämpft, als ich noch bei Esslingen war. Heute habe ich gemerkt, dass er sich besser auf mich eingestellt hatte. So war es zweimal ein hartes Stück Arbeit, aber ich bin froh, dass ich am Ende beide Male gewinnen konnte", so Klemm, der sich auf Anhieb im Kreise der Speyerer Mannschaft gut aufgenommen fühlte und sich schon auf den ersten Auftritt vor heimischer Kulisse freut.
Als zweiter Neuling hatte auch Mahomed Khakimov einen großen Auftritt. Er musste beim Stand von 7:6 für Abensberg im letzten Kampf des Tages auf die Matte. Der junge Ukrainer war aber dem Druck gewachsen und gewann seinen Kampf souverän mit Ippon, um den vielumjubelten Punkt zu sichern.
Dazu, dass es überhaupt soweit kam, leisteten natürlich auch die etablierten Leistungsträger ihren Beitrag. Wie etwa der Georgier Irakli Kupatadze, der im ersten Kampf des Tages eine schwere Aufgabe gegen den Tschechen David Pulkrabek hatte. In einem engen und langen Kampf überraschte Kupatadze seinen Gegner schließlich mit einem blitzschnellen O-Soto-Gari und zeigte damit, dass er weiterhin – wie schon in den Jahren zuvor – ein sicherer Punktegarant ist. Den zweiten Punkt bekam er kampflos, da sein Gegner im zweiten Durchgang wegen einer Verletzung nicht antreten konnte. Weitere Punkte holten im ersten Durchgang Philip Müller und Yves Touna, während Franz Haettich, Patrick Schmidt und Onise Bughadze abgeben mussten. So stand es zur Pause 4:3 für die Gäste, und während der Halbzeitpause war in der Speyerer Kabine allen klar, dass hier ein historischer Erfolg in greifbarer Nähe war, zumal die Abensberger nicht in Bestbesetzung waren und nicht so viele Wechseloptionen hatten.
Die Punkte von Kupatadze und Klemm im zweiten Durchgang brachten den JSV mit 6:4 ganz nah ans Ziel heran (David Riedl hatten dazwischen seinen Kampf verloren zum 5:4-Zwischenstand). Doch dann holte Abensberg drei Kämpfe hintereinander gegen die Speyerer Philip Müller, Viktor Driller und Franz Haettich. Der Rekordmeister hatte die Chance zum Sieg, doch Khakimov wusste das zu verhindern.
Die denkbar schwierigste Auftaktaufgabe wurde als mit Bravour gelöst, und der JSV kann mit breiter Brust in die kommende Aufgabe gegen den JC Leipzig gehen. "Wenn wir die Leistungen von heute wiederholen, dann halte ich es für möglich, dass wir erstmals die Qualifikation für die Finalrunde schaffen", so Lukas Klemm zur Frage, was diese Saison für den JSV möglich ist. Auf jeden Fall war die Euphorie nach diesem Auftaktkampf spürbar.
"Wir haben gegen das erste Topteam gepunktet, jetzt warten schon die nächsten beiden mit Leipzig und Backnang. Wir schauen nach vorne und freuen uns auf das nächste Top-Duell im Rahmen des Doppelkampftages mit dem Frauenteam im Judomaxx", sagte Michael Görgen-Sprau abschließend.