Von Seán McGinley
Die Männer des JSV Speyer haben im dritten Saisonkampf die erste Niederlage erlitten. Beim Ligafavoriten TSG Backnang erwiesen sich die Ausfälle einiger Leistungsträger als entscheidend. Hinzu kam einiges an Pech, gerade im ersten Durchgang. Immerhin zeigten die JSVler große Moral, um nach 1:6-Pausenrückstand, der sogar noch auf 1:7 anwuchs, noch auf 5:9 heranzukommen.
JSV-Teamchef Michael Görgen-Sprau hatte schon im Vorbericht angedeutet, dass gerade die Ausfälle in den Gewichtsklassen bis 66 und 73 Kilogramm kaum zu kompensieren sein würden. Genau so ist es auch gekommen, denn hier gingen alle vier Punkte an die Backnanger. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mit Michel Adam und Philipp Müller bis 73 Kilogramm und Lukas Klemm bis 66 mindestens zwei Punkte mehr geholt hätten und außerdem mehr Alternativen beim Aufstellen gehabt, so dass ein Unentschieden oder sogar ein Sieg drin gewesen wären", so der JSV-Teamchef. So aber konnten die Backnanger den Spanier Francisco Garrigos, Weltmeister bis 60 Kilogramm, im ersten Durchgang bis 66 Kilogramm gegen Tengo Zirakashvilli und im zweiten sogar bis 73 Kilogramm, also zwei Klassen höher, gegen Philipp Kappis stellen. Unterdessen erlitt Till Braunbach im ersten Durchgang bis 73 Kilogramm eine schnelle und ärgerliche Niederlage, und Samuel Mendel war im zweiten Kampf bis 66 Kilogramm gut dabei, konnte sich allerdings nicht durchsetzen.
Chancen hatten im ersten Durchgang auch David Riedl (-90kg) und Yves Touna (-81kg), doch sie konnten diese nicht verwerten und mussten sich nach langen und spannenden Kämpfen geschlagen geben. Deutlicher war hingegen die Überlegenheit der Gegner von Andreas Benkert und Viktor Driller, hier gab es jeweils souveräne Backnanger Erfolge. Den einzigen Zähler für die Speyerer vor der Pause holte der stets zuverlässige Georgier Irakli Kupatadze in der Kategorie bis 60 Kilogramm.
Die Speyerer mussten sich in der Halbzeit klar, dass es im zweiten Durchgang eigentlich nur besser werden konnte und nahmen sich vor, zu zeigen, dass sie in der Lage waren, den Kampf viel enger zu gestalten als es das Halbzeitergebnis vermuten ließ. Das gelang zunächst nicht so gut, denn Patrick Schmidt musste im Auftaktkampf des zweiten Durchgangs eine Niederlage hinnehmen, obwohl auch er durchaus gute Chancen im Kampf gehabt hatte. 1:7 – so deutlich lagen die Speyer schon lange nicht mehr zurück. Doch dann wendete sich das Blatt. Franz Haettich zeigte gegen den niederländischen Top-Kämpfer Noel van‘t End – seines Zeichens Weltmeister von 2019 – den wohl beeindruckendsten Kampf des Tages. Haettich ging mit einer Wurftechnik in Führung, für die zunächst sogar Ippon gegeben wurde, die Wertung wurde danach aber auf Wazaari korrigiert. Der Speyerer behauptete seine Führung geschickt über die Zeit. "Das war kein Lucky Punch, sondern wirklich eine über die gesamte Kampfzeit verdiente Sache", kommentierte Michael Görgen-Sprau. Dann waren die Georgier dran: Kupatadze wiederholte seinen Erfolg aus dem ersten Durchgang, und Dimitri Gochilaidze, frisch von seinem starken Auftritt bei der WM, wo er Fünfter wurde, konnte ebenfalls seinen Kampf gewinnen. Aus dem 1:7 wurde so ein 4:7.
Samuel Mendels Niederlage beendete die Minimalchance auf ein historisches Comeback, und auch Philipp Kappis musste den Punkt seinem Gegner überlassen. Im letzten Kampf des Tages gab es jedoch noch ein richtiges Highlight für den JSV, denn Neuzugang Jan-Niklas Goldhammer schafften mit der wohl schönsten Wurftechnik des Tages kurz nach Beginn der Verlängerung den fünften Speyerer Punkt und somit einen versöhnlichen Abschluss.
"Im Nachhinein ist es ziemlich ärgerlich, wenn man darüber nachdenkt, dass wir mit der Mannschaft, die wir zur Verfügung gehabt hätten, wenn der Kampf zwei Wochen früher gewesen wären, hier mehr hätten holen können. Hinzu kommt, dass der erste Durchgang maximal unglücklich gelaufen ist für uns. Aber so ist es natürlich im Sport, Verletzungen kommen vor und gehören dazu, Glück und Pech ebenfalls. Gut war, dass wir im zweiten Durchgang gezeigt haben, was wir können und dass wir besser sind als dieses 1:6 uns aussehen ließ. Gerade mit Franz und Jan-Niklas hatten wir dann auch echte Highlights, die gut waren für die Stimmung", resümiert Michael Görgen-Sprau. Und Franz Haettich ergänzt: "Mit der starken Leistung im zweiten Durchgang hat man gesehen, dass die Mannschaft alles tun wollte, um die Chance auf die Play-Offs zu erhalten. Nach all den starken Leistungen in den letzten Jahren hätten wir das endlich mal verdient, es wäre für die Mannschaft und den Verein ein toller Erfolg." Dazu müsste der JSV einen der ersten beiden Tabellenplätze belegen – das ist nach dieser Niederlage recht unwahrscheinlich, zumindest hat man es nicht mal selbst in der Hand. Aber der JSV will seinen Teil dafür tun, und darauf hoffen, dass es die Favoritenteams möglicherweise Punkte liegen lassen. Zunächst liegt der Fokus darauf, beim kommenden Kampf gegen den TV Erlangen (29. Juni) endlich den ersten Saisonsieg einzufahren.